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    Marktkommentar  1611  0 Kommentare Björn Eberhardt (Credit Suisse): Unsicherheit über das Wachstum sorgt für Fortsetzung der lockeren Geldpolitik

    - Das globale Wachstum dürfte ähnlich ausfallen wie 2015, allerdings bestehen Abwärtsrisiken.

    - Die US-Notenbank Fed agiert vorsichtig, und die Europäische Zentralbank hat ihre Politik weiter gelockert.

    Da die Weltwirtschaft weiterhin mit Abwärtsrisiken behaftet ist, haben die wichtigen Zentralbanken im März ihre «dovishe» Haltung erneut bekräftigt.

    2016 sind noch immer zwei Zinserhöhungen der Fed wahrscheinlich

    Die jüngsten US-Daten lassen die Angst vor einer ausgeprägteren Abkühlung der US-Konjunktur übertrieben erscheinen. Die Ergebnisse der regionalen Umfragen im verarbeitenden Gewerbe fallen deutlich besser aus, was darauf hindeutet, dass der Institute for Supply Management Manufacturing Index (ISM) wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten steigen könnte. Die US-Wirtschaft dürfte sich künftig weiter recht robust zeigen, wobei allerdings weiterhin eher die privaten Konsumausgaben als die Unternehmensinvestitionen als Treiber wirken. Obwohl die Inflation zuletzt überraschend hoch ausgefallen ist, wird sich die Kerninflation unserer Einschätzung nach wohl eher stabilisieren als wesentlich stärker aufwärts bewegen, nicht zuletzt deshalb, weil noch immer Hinweise auf eine Beschleunigung des Lohnwachstums auf breiter Basis fehlen. Am 16. März hat die Fed die Zinsen unverändert gelassen. Allerdings geht sie nun bis Ende 2016 - ungeachtet der guten Verfassung der Binnenwirtschaft - nur noch von einer Erhöhung der Leitzinsen um 50 Bp aus. Diese Vorsicht resultiert unseres Erachtens aus der Einschätzung der US-Notenbank, dass nach wie vor erhebliche externe Risiken bestehen. Wir teilen diese Einschätzung auch deshalb, weil die Dynamik in China und anderen wichtigen Volkswirtschaften noch immer schwach ist. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr zweimal anheben wird und rechnen in unserem Basisszenario im Juni mit der nächsten Straffung. Nimmt die Volatilität an den Finanzmärkten erneut zu, muss allerdings mit einer weiteren Verschiebung gerechnet werden.

    US-Wahlkampf lässt auf längerfristige politische Risiken schließen

    Nach den ersten Vorwahlen vom 15. März in fünf US-Bundesstaaten erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass bei den Präsidentschaftswahlen am 8. November Hillary Clinton und Donald Trump gegeneinander antreten werden. Bisher zeigen die Meinungsumfragen zwar einen deutlichen Vorsprung für Hillary Clinton. Wie die Wahlen letztlich ausgehen werden, bleibt aber nach wie vor unsicher. Was den Einfluss auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte angeht, könnten sich einige politische Maßnahmen, die während des Wahlkampfs angekündigt werden, bei einer tatsächlichen Umsetzung als ungünstig erweisen. Aufgrund der Kontrollmechanismen innerhalb des politischen Systems der USA wird aber auch vieles von den Kongresswahlen abhängen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass die Republikaner ihre Mehrheit im Senat verlieren werden (vgl. Sonderbeitrag zu den US-Wahlen).

    EZB übertrifft Erwartungen, aber es bleiben Zweifel

    Die Industrieproduktion in der Eurozone hat sich im Januar deutlich erholt. Dies spricht dafür, dass sich das BIP-Wachstum im 1.Q 2016 im Vergleich zum 4.Q 2015 beschleunigen könnte. Allerdings haben sich der Anstieg der Inflation und das Kreditwachstum erneut abgeschwächt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor diesem Hintergrund den Einlagenzins auf -0.4% gesenkt, ihr quantitatives Lockerungsprogramm (QE) erweitert und neue Refinanzierungsinstrumente für Geschäftsbanken angekündigt. Nachdem die Zentralbank zu verstehen gegeben hat, dass weitere Zinssenkungen unwahrscheinlich sind, wird sie ihr QE-Programm möglicherweise im September 2016 erneut verlängern. In diesem Fall wären aber eventuell politisch schwierige Anpassungen bei den QE-Parametern erforderlich, z.B. beim Kapitalschlüssel für die Anleihenkäufe.

    Chinesische Wirtschaft wird sich vermutlich weiter verlangsamen

    Wir rechnen nach wie vor damit, dass sich die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr weiter verlangsamen wird. Unsere Prognose eines BIP-Wachstums von 6.5% YoY für 2016 liegt am unteren Ende der offiziellen Zielspanne von 6.5%-7.0% YoY. Während die Daten im 1.HJ 2016 aufgrund der geldpolitischen sowie der stärker als erwartet ausgefallenen fiskalischen Stimulusmaßnahmen weiterhin vergleichsweise robust ausfallen könnten, dürften sich diese Effekte in der zweiten Jahreshälfte abschwächen, was mit einer Wachstumsverlangsamung auf unter 6.5% einhergehen könnte. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass auch die geldpolitischen Reaktionen im 2.HJ 2016 vehementer ausfallen könnten.

    Björn Eberhardt




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    Marktkommentar Björn Eberhardt (Credit Suisse): Unsicherheit über das Wachstum sorgt für Fortsetzung der lockeren Geldpolitik Da die Weltwirtschaft weiterhin mit Abwärtsrisiken behaftet ist, haben die wichtigen Zentralbanken im März ihre «dovishe» Haltung erneut bekräftigt. Die jüngsten US-Daten lassen die Angst vor einer ausgeprägteren Abkühlung der US-Konjunktur übertrieben erscheinen. Die Ergebnisse der regionalen Umfragen im verarbeitenden Gewerbe fallen deutlich besser aus, was darauf hindeutet, dass der Institute for Supply Management Manufacturing Index (ISM) wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten steigen könnte. Die US-Wirtschaft dürfte sich künftig weiter recht robust zeigen, wobei allerdings weiterhin eher die privaten Konsumausgaben als die Unternehmensinvestitionen als Treiber wirken.