checkAd

    Marktkommentar  1314  0 Kommentare Metzler: Unorthodoxe Geldpolitik ein Fehlschlag?

    Die EZB (Donnerstag) dürfte auf ihrer Sitzung eine abwartende Haltung einnehmen und vorerst keine neuen Maßnahmen beschließen. Die Ängste vor einer neuen Bankenkrise in Europa konnten mit den beschlossenen Liquiditätsmaßnahmen im März erfolgreich besänftigt werden und die Wirkung der unorthodoxen Geldpolitik auf die Realwirtschaft wird erst mit einer Zeitverzögerung eintreten. Die Finanzmarktteilnehmer scheinen bei letzterem äußerst skeptisch zu sein, wie an den niedrigen langfristigen Inflationserwartungen ablesbar ist.

    Trotz der substanziellen Lockerung der Geldpolitik im März verharren die langfristigen Inflationserwartungen nach wie vor unverändert bei nur etwa 1,0 %, was signifikant unter dem Inflationsziel der EZB von 2,0 % liegt.

    In diesem Zusammenhang wird immer wieder Japan als Negativbeispiel genannt, da trotz negativer Zinsen und einem umfassenden Wertpapierkaufprogramm der Zentralbank das Wirtschaftswachstum zuletzt enttäuschte und die Inflation immer noch niedrig ist. Schweden ist jedoch ein Gegenbeispiel, bei dem die unorthodoxe Geldpolitik voll durchgeschlagen hat. So beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal auf 4,5 %, und die Inflation stieg im März auf 1,5 %.

    In Schweden scheint die unorthodoxe Geldpolitik erfolgreich zu sein, da sie mit einer expansiven Fiskalpolitik einhergeht. So stiegen die Staatsausgaben um 2,4 % im vierten Quartal. Im Endeffekt kommt Schweden damit der Idee des Helikoptergeldes sehr nahe, da die Staatsausgaben implizit durch die Zentralbank finanziert werden. Im Gegensatz dazu betrieb Japan mit der Mehrwertsteuererhöhung im April 2014 eine restriktive Fiskalpolitik, von der sich die japanische Wirtschaft bisher nicht nennenswert erholen konnte.

    Die Fiskalpolitik in der Eurozone dürfte dieses Jahr aufgrund der allgemeinen Sparmüdigkeit deutlich gelockert werden und nach unseren Schätzungen einen Wachstumsimpuls von etwa 0,5 % des BIP generieren. Damit bestehen gute Chancen, dass die Geldpolitik der EZB erfolgreich das Wachstum stimulieren kann und die Inflation im Jahresverlauf wieder merklich steigt. In diesem Zusammenhang dürften die Konjunkturdaten in der Eurozone ein anhaltend robustes Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 % signalisieren, was mit einem Anstieg des ZEW-Index (Dienstag) und mit einem stabilen Einkaufsmanagerindex (Freitag) im Einklang stehen würde.

    USA: Wachstumsschwäche neigt sich dem Ende zu

    In den USA verbesserten sich die Geschäftsklimaindizes wie der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) aus der Industrie zuletzt deutlich. Neben einem etwas schwächeren US-Dollar sowie leicht steigenden Rohstoffpreisen scheint vor allem ein Ende des Lagerabbauzyklus dazu beigetragen zu haben. Laut Umfragen sind die US-Industrieunternehmen zum ersten Mal seit Anfang 2015 wieder mit dem Niveau ihrer Lagerbestände zufrieden.

    Darüber hinaus zeigt der US-Wohnimmobilienmarkt einen anhaltenden Aufwärtstrend, der zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums beiträgt: NAHB-Index (Montag) sowie Neubaubeginne und -genehmigungen (Dienstag).

    Die Rohstoffpreisentwicklung erklärt anhand von zwei Faktoren

    Die Rohstoffpreise gemessen am CRB-Rohstoffpreisindex in US-Dollar gingen im Jahresdurchschnitt 2015 um etwa 15 % gegenüber dem Jahresdurchschnitt von 2014 zu-rück. Ein Blick auf das globale Wirtschaftswachstum zeigt, dass eigentlich bei einem Weltwirtschaftswachstum von etwa 3,0 % im vergangenen Jahr mit stabilen Rohstoffpreisen zu rechnen gewesen wäre.

    Neben dem globalen Wirtschaftswachstum hat noch die Entwicklung der Weltreservewährung US-Dollar einen starken Einfluss auf die Rohstoffpreisentwicklung. In Phasen eines aufwertenden US-Dollars (auf handelsgewichteter Basis) fallen tendenziell die Rohstoffpreise, während sie von einem abwertenden US-Dollar profitieren.

    Eine Kombination aus Weltwirtschaftswachstum und US-Dollar kann die Rohstoffpreisentwicklung überraschend gut erklären. Sollte das globale Wirtschaftswachstum 2016 der Prognose des IWFs von 3,1 % entsprechen und sich der US-Dollar auf hohem Niveau stabilisieren, könnten die Rohstoff-preise im Jahresdurchschnitt 2016 gegenüber 2015 moderat steigen.

    Da die Rohstoffpreise jedoch seit Jahresanfang 2016 gefallen sind, könnte es im weiteren Jahresverlauf zu einer nennenswerten Aufholjagd kommen.

    Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht

    Edgar Walk

    Chefvolkswirt Metzler Asset Management

    Den vollständigen Beitrag inklusive Graphiken finden Sie hier:

    http://metzler-fonds.com/metzlerfonds/servlet/linkableblob/startmetzler/43346/data/Marktausblick_KW16-data.pdf




    Asset Standard
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    AssetStandard ist das führende Portal für Vermögensverwaltende Produkte in Deutschland. Auf www.assetstandard.com werden alle Daten, Dokumente und Informationen zu diesem wachsenden Marktsegment gebündelt. Einheitliche Standards ermöglichen einzigartige Vergleiche zu den Anlageprodukten. Das Portal beinhaltet umfassende Recherche-, Analyse- und Informationsmöglichkeiten bis hin zum Asset Manager eines einzelnen Produkts.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von Asset Standard
    Marktkommentar Metzler: Unorthodoxe Geldpolitik ein Fehlschlag? Die EZB (Donnerstag) dürfte auf ihrer Sitzung eine abwartende Haltung einnehmen und vorerst keine neuen Maßnahmen beschließen. Die Ängste vor einer neuen Bankenkrise in Europa konnten mit den beschlossenen Liquiditätsmaßnahmen im März erfolgreich besänftigt werden und die Wirkung der unorthodoxen Geldpolitik auf die Realwirtschaft wird erst mit einer Zeitverzögerung eintreten. Die Finanzmarktteilnehmer scheinen bei letzterem äußerst skeptisch zu sein, wie an den niedrigen langfristigen Inflationserwartungen ablesbar ist.