ETF Securities – Ausblick April 2016
Anleger werden von Schwellenmarktspreads für die Übernahme von Kreditrisiken überkompensiert
Externe Faktoren begrenzen den Anstieg der US-Renditen
Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan verfolgen seit Januar dieses Jahres eine zunehmend expansivere Geldpolitik. Zugleich sträubt sich die Fed mehr und mehr gegen eine Anhebung der Zinsen. Die Unterschiede zwischen den G10-Notenbanken werden sich daher in diesem Jahr wahrscheinlich in Grenzen halten. Unseres Erachtens dürfte dies der Flucht-in-die-Qualität in Richtung USA Einhalt gebieten und die Dollar-Aufwertung deckeln. In dem beständigen Umfeld niedriger, wenn nicht negativer Zinsen sind die Anleger gezwungen, die Jagd nach Rendite fortzusetzen und zusätzliche Risiken einzugehen, indem sie unter anderem ihre Anlagen auf risikoreichere Anleiheklassen und Lokalwährungsanleihen ausdehnen und auf ein aktives Management zurückgreifen.
Schwellenländer erwiesen sich insgesamt als belastbar
Seit den frühen Nullerjahren haben die Schwellenländer auf steuerpolitischer, geldpolitischer und politischer Ebene generell eine höhere Disziplin an den Tag gelegt, was zur Zunahme der Währungsreserven und Preisstabilität beitrug. Die Notenbanken gewannen an Glaubwürdigkeit, und viele Schwellenländer erlebten eine Phase des wirtschaftlichen Erfolgs und der finanziellen Stabilität.
Die Krise von 2008, dann die Abkühlung in China und schließlich der sich hinziehenden Verfall der Energiepreise drückten auf die Anlegerstimmung, was sich 2015 zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt in Netto-Kapitalabflüssen aus den Schwellenmärkten niederschlug. Das plötzliche Ausbleiben der Kapitalzuflüsse wiederum höhlte das Wirtschaftswachstum aus, zehrte an den Außenhandelsbilanzen und verschärfte die Ungleichheit unter den Schwellenländern.
Länder mit flexiblen Wechselkursen profitierten von der Abwertung ihrer Währung, da sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und ihre Zahlungsbilanzen anpassen konnten. Der russische Rubel etwa wertete gegenüber dem US-Dollar zwischen August 2014 (USD/RUB 36,1) und seinem Tief im Januar dieses Jahres (USD/RUB 82,9) um 56% ab, was Russland half, seinen Leistungsbilanzüberschuss trotz der gesunkenen Auslandsnachfrage nach Öl und Rohstoffen von 3% des BIP im Jahr 2014 auf 5% im Jahr 2015 zu steigern. Andererseits passten sich die Leistungsbilanzen der Länder, die sich wie China, Indien und Südkorea als Zwischenglieder der globalen Lieferkette positioniert haben, durch die geringere Nachfrage automatisch an. Die Importe von Zwischenprodukten schrumpften parallel zu den Exporten von Fertigwaren (nach der Verarbeitung).