ETF Securities – Ausblick April 2016
Niedrigzinsumfeld für Schwellenmärkte vorteilhaft
Die Stimmung dreht
Die Währungskrisen in den Schwellenmärkten waren meist das Ergebnis einer hohen Schuldenlast in Verbindung mit geringen Währungsreserven und Kapitalflucht. In den letzten Jahren hatten es die Schwellenmarktwährungen schwer, vor allem jene, die in einem Umfeld steigender US-Zinsen am stärksten verwundbar waren. Aber abgesehen von einigen Ausnahmen wie Russland, Argentinien und Ungarn blieben die Währungsreserven stabil, sodass 2016 womöglich bessere Zeiten anbrechen.
Im letzten Jahr fiel der JP Morgan EM Currency Index um über 8%. Regional gesehen entwickelten sich die Schwellenländer Asiens 2016 am schlechtesten. Doch rechnen wir aufgrund des steigenden globalen Wachstums damit, dass die Anleger auf der Jagd nach Rendite immer öfter den Weg in Schwellenmarktwerte finden werden.
Bei den Schwellenmarktwährungen kam es Anfang 2016 zu einer Korrektur, als die Volatilität nach wie vor hoch war. Auch wenn Befürchtungen bestehen, dass die globale Konjunkturerholung an Fahrt verliert, könnten sich Schwellenmarktwährungen in diesem Jahr deutlich erholen.
Die Anleger bekommen offenbar wieder Appetit auf Schwellenmarktwerte, da die Stimmung bei Aktien ebenso wie bei Anleihen einen Boden auszubilden scheint.
Da die Aktien- und Anleihemärkte der Schwellenmärkte laut dem Institute for International Finance im Januar 2016 den siebten Monat in Folge Abflüsse zu verzeichnen hatten, müssen die Kapitalströme allerdings noch gleichziehen. Sie waren 2015 so schlecht wie seit der Finanzkrise nicht mehr ausgefallen, entwickelten sich aber im Februar 2016 neutral, wobei die Zuflüsse in Schwellenmarktanleihen die Abflüsse aus den Aktienmärkten der Schwellenländer ausglichen.
Schuldenstand begünstigt Europa
Die Schwellenmärkte schnitten 2015 unterdurchschnittlich ab, weil die Anleger die Aufwertung des US-Dollar und die damit verbundenen Probleme mit Fremdwährungsanleihen früh erkannten.
Da die Fed die Geldpolitik strafft, könnte sich eine zeitweilige US-Dollar-Stärke negativ auf Schwellenländer auswirken, die hohe Schulden in US-Dollar haben. Wir gehen zwar davon aus, dass der US-Dollar im Laufe von 2016 schwach bleiben wird, doch wird es weiterhin wichtig sein, regional zu differenzieren. Die grenzüberschreitenden Forderungen an den privaten Sektor sind am geringsten in den Schwellenländern Europas, die im aktuellen Umfeld das größte Potenzial haben, überdurchschnittlich abzuschneiden.
Die Staatschulden sind hier am geringsten und sollten nicht von Anlagen in den Regionalwährungen abschrecken, wie es in Lateinamerika in den letzten Jahren der Fall war.
Die Jagd nach Wachstum
Angenommen die Anlegergelder fließen vornehmlich in wachstumsstarke Volkswirtschaften mit geringer Inflation, dann scheinen die Währungen der aufstrebenden Länder Asiens am besten aufgestellt zu sein, um sich 2016 stark zu entwickeln.
Die Währungen von Ländern, die wie China und Indien ihre Geldpolitik lockern, dürften allerdings auf kurze Sicht weich bleiben. Wegen der robusten Wachstumsraten der Region und der sichtbaren Bereitschaft der Entscheidungsträger, das Wachstum über die öffentlichen Haushalte abzustützen, scheint es, als würden diese Währungen einen Boden finden.
In den Schwellenländern Europas scheint sich die Konjunktur allgemein an einem Wendepunkt zu befinden. Auch die Inflation hat sich in der Region stabilisiert. Erdölexporteure wie Russland hatten es im Zuge des Preisverfalls eindeutig schwer. Die vom Ausland verhängten Sanktionen waren in dieser Situation auch nicht hilfreich, sodass Anleger nicht nur auf die Schulden, sondern auch auf „sonstige staatliche Risiken“ achten müssen.
Einer Faustregel zufolge sollten Anleger jenen Schwellenländern misstrauen, die die Geldpolitik straffen, um sich gegen die Kapitalflucht zu wehren, vor allem wenn der Inflationsdruck gering ist und das Wachstum schwach. Südafrika ist hierfür ein gutes Beispiel. Da der Bergbausektor unter Druck steht, wird wahrscheinlich auch der Rand schwach bleiben. Aber auch Inflationsprobleme, wie sie in Ländern wie Brasilien zu sehen sind, gefährden die Renditen.
Bewertungen auf Mehrjahrestiefs
Inflationsbereinigt sind die Währungen der Schwellenländer Asiens relativ zu den Währungen Lateinamerikas und der Schwellenländer Europas überbewertet. Die soliden Wachstumsaussichten sind, so scheint es, bereits zu einem großen Teil eingepreist. Entsprechend sind wir der Meinung, dass die Bewertungen die Währungen der Schwellenländer Europas begünstigen, zumal auch angesichts der zugrunde liegenden Inflation und der Schulden, mit denen lateinamerikanische Länder konfrontiert sind.