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    Wird QE4 eingepreist?  4812  2 Kommentare Das große FED-Puzzle - Werden nun doch Strafzinsen und neue Geldflut bald Realität?

    Die Konjunkturdaten aus den USA zeigen eine kräftige Konjunkturabkühlung an. Dennoch notiert der S&P500 nur knapp unter dem Rekordhoch. Steven Englander, Währungsstratege der Citigroup stellt daher ein paar bemerkenswerte Fragen.

    Sell in may und go away? Viele Investoren fragen sich derzeit, ob sie ihre US-Aktien verkaufen sollen. Zwar hat der S&P500 etliche Anläufe nach oben gestartet. Knapp unter der Marke von 2.100 Punkten geht ihm aber jedes Mal die Luft aus. Nach einer Serie schwacher US-Konjunkturdaten, hatten zuletzt nur noch die Arbeitsmarktdaten den Glauben an eine robuste Wirtschaft aufrecht gehalten. Nach den jüngsten enttäuschenden Arbeitsmarktdaten – im April waren lediglich 160.000 statt der von Volkswirten vorhergesagten 200.000 Jobs geschaffen worden – löst sich der Glaube an eine robuste Wirtschaft aber zusehends in Luft auf. „Die US-Konjunkturdaten waren – im Gegensatz zu den Arbeitsmarktdaten – durchwachsen, das heißt auf eine positive Zahl pro Monat folgte eine Serie von Enttäuschungen. Das spiegelt der Citi Economic Surprise Index wider, der seit Mitte April gefallen ist“, schrieb Steven Englander, Währungsstratege der Citigroup. Der Index zeigt, ob die Konjunkturdaten besser oder schlechter als erwartet ausfallen. Wenn sie besser sind, legt das Barometer zu, ansonsten legt es den Rückwärtsgang ein. 

    Keinerlei Zinserhöhung für das Gesamtjahr 2016 mehr erwartet

    „Meine Vermutung ist, dass Investoren begonnen haben, die Risiken einer Zinserhöhung (bei den Sitzungen) im Juni/ Juli auszupreisen. … Wenn Sie wirklich glauben, dass eine Zinserhöhung vor Mai 2017 unwahrscheinlich ist, wie derzeit eingepreist ist, muss man darüber nachdenken, dass es eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit gibt, dass die Wirtschaft in einem so schlechten Zustand ist, dass man die Zinsen senken möchte. Die Mitglieder der US-Notenbank laufen rot an, wenn irgendjemand andeutet, dass Strafzinsen bevorstehen könnten, weil sie in der Öffentlichkeit äußerst unbeliebt sind“, betonte der Finanzprofi. Der Währungsstratege spielt damit auf den Markt für Fed Funds Futures, also Futures (Derivate) auf die US-Leitzinsen (Fed Funds) an. So liegt beispielsweise der Kontrakt für die Sitzung am 21. Dezember 2016 bei 99,5 Punkten. Damit deutet er einen Zinssatz von 50 Basispunkte, also 0,5 Prozent, für Dezember an. Die aktuellen Leitzinsen liegen bei 0,25 bis 0,5 Prozent, also bei 0,375 Prozent. Demnach preist der Markt für Dezember einen Zinsschritt von lediglich 0,125 Prozent – und damit keine Zinserhöhung – ein. Die Daten können Anleger auf der Homepage der Derivatebörse CME Group verfolgen.

    Gigantische Blase beim S&P500

    „Bevor man zu Strafzinsen kommt, muss man (dem Gelddruckprogramm) QE4 huldigen, das hauptsächlich dazu dienen würde, die langfristigen Zinsen zu drücken. In der Vergangenheit hat die Aussicht auf QE den Aktienmarkt gestützt. Inzwischen gibt es aber so viel Skepsis, dass die Reaktion am Aktienmarkt vernachlässigbar ist, wohingegen der Dollar und die langfristigen Zinsen die Hauptlast tragen müssen.“
    Weil die Analysten die Gewinnschätzungen für 2016 und 2017 immer weiter senken, sind die Investoren angesichts der gigantischen Blase beim S&P500 offenbar nicht mehr bereit, immer weiter US-Aktien zu kaufen. So liegt das KGV auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate – eine für Analysten und Investoren sehr wichtige Kennzahl bei 16,7. Das ist ein extrem hoher Wert und ist allein auf das jahrelange Gelddrucken der Fed zurückzuführen. Der langfristige Durchschnitt lag lediglich bei elf oder zwölf, weil das dem langjährigen Gewinnwachstum entsprach. Die Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate werden berechnet, indem man jetzt im Mai die 2016er-Schätzungen mit 8 Monaten und die 2017er- mit 4 Monaten gewichtet.

    Kann QE den S&P500 oben halten?

    Im Gegensatz zu den Investoren am Futures-Markt setzt Englander immer noch auf zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr. „Ich versuche aber das Puzzle zu lösen, was der Markt ganz anders sieht als ich. Wenn die Investoren die Daten als so schwach ansehen, dass nur eine Zinserhöhung pro Jahr gerechtfertigt ist, sehen die Investoren auch die Wahrscheinlichkeitsverteilung von Strafzinsen in der Theorie und QE in der Praxis.“

    Im Gegensatz zu Englander dürften viele Investoren inzwischen keinerlei Zweifel mehr haben, dass die Fed innerhalb weniger Monate eine neue Runde QE starten und Strafzinsen einführen dürfte. Die Frage ist nur, ob das auch diesmal dem Aktienmarkt oben halten wird. Immerhin ist die Blase viel größer als je zuvor. So ist der S&P500 mit dem 1,2Fachen der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA bewertet. Der langjährige Schnitt liegt bei lediglich dem 0,6Fachen. Die zwei Zahlen zeigen, wie gigantisch die Blase derzeit ist. Wenn sie aber so groß ist, helfen möglicherweise aber nicht einmal QE und Strafzinsen um den Aktienmarkt oben zu halten. Vielmehr besteht die Gefahr, dass eine Lockerung der Geldpolitik in den USA zu Turbulenzen am weltweiten Währungsmarkt führt (Auflösung Carry Trade) und es deswegen zu einer kräftigen Korrektur am Aktienmarkt kommt – nicht nur in den USA, sondern weltweit.





    wallstreetONLINE Redaktion
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    Wird QE4 eingepreist? Das große FED-Puzzle - Werden nun doch Strafzinsen und neue Geldflut bald Realität? Was für eine Blase beim S&P 500! Da helfen möglicherweise nicht einmal QE und Strafzinsen um den Aktienmarkt oben zu halten. Zudem könnte eine weitere Lockerung der Geldpolitik in den USA könnte zu massiven Kurskorrekturen führen.

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