Marktkommentar
Igor de Maack (DNCA): wöchentlicher Kommentar zu den Märkten (22. April 2016)
Die Zukunft beängstigt uns, die Vergangenheit hält uns fest - und so entgeht uns die Gegenwart", schrieb einst der große französische Romancier Gustave Flaubert. Dieses Zitat fasst die Gefühlslage der Anleger in den ersten vier Monaten dieses Jahres und in den zurückliegenden Wochen recht gut zusammen.
Vor Sorge vor einer neuen globalen Rezession haben sie die positiven Signale einer Weltwirtschaft ausgeblendet, die zwar in einem gemäßigteren Tempo, doch immerhin weiter wächst. Die Verbesserung in puncto Kreditvergabe an die Unternehmen im Euroraum lässt sich nicht mehr leugnen. Gleich eine ganze Serie guter Quartalszahlen - wie etwa jener von L'Oréal oder Danone - ist zu verzeichnen, und die Lage bestimmter Schwellenländer stabilisiert sich dank des Auftriebs an den Rohstoffmärkten seit dem Tiefpunkt zu Jahresbeginn.
All dies ist freilich nicht ausreichend, um Investoren davon zu überzeugen, wieder Risiken einzugehen, insbesondere, was europäische Aktien betrifft. Einige stark abgestrafte Sektoren (Rohstoffe und Banken) stoßen jedoch wieder auf Anlegerinteresse. Der Ölpreis hat letztlich nicht allzu sehr unter der geplatzten Einigung beim Doha-Treffen am 17. April gelitten. Falls Angebot und Nachfrage zu keinem Gleichgewicht finden, wird die Einstellung oder Aufschiebung der Investitionsprogramme der großen Ölgesellschaften die gesamte Branche bald in eine Phase der Unterfinanzierung stürzen. Der Ölpreis könnte dieses Ungleichgewicht somit bereits vorwegnehmen. Eine Reihe guter Quartalsergebnisse wird noch keine Aufwärtskorrektur der Gewinne für das Jahr 2016 auslösen, ist aber ein vielversprechendes Vorzeichen für die Zukunft und insbesondere für die Erhöhung der Gewinnmargen der europäischen Unternehmen auf mittlere Sicht.
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Was die Notenbanken betrifft, so waren auf der EZB-Ratssitzung vor allem die Worte Mario Draghis festzuhalten, der seine Entschlossenheit bekräftigte, die europäische Wirtschaft und insbesondere den Wechselkurs des Euro in die richtigen Bahnen zu lenken.