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     2944  0 Kommentare „TINA“ wird alt - Seite 2

    Welcher Unterschied zu Volckers Geldpolitik der 1980er Jahre! Damals wurden kurzfristige Schmerzen bewusst in Kauf genommen, um die Inflation zu bekämpfen und Reformen voranzutreiben. Es entstand ein produktiver Boom, das reale Wachstum stieg an und ein 25 Jahre langer Bull-Markt startete. Heute wird das Gegenteil praktiziert. U.a. wegen der mitgeschleppten Altlasten bleibt das Wachstum auch im achten Jahr der „Krisenbekämpfung“ anemisch, in Japan sind es schon mehr als 20 Jahre. Die Fed macht mit ihrer Politik so große Anleihen an künftigen Konsum wie niemals zuvor und scheint nur im Sinn zu haben, weitere sechs Monate ohne einen Absturz im S&P 500 über die Runden zu bringen und kurzfristig eine Rezession zu verhindern. Damit wird aber übergeordnet das Gegenteil erreicht, dringend notwendige Reformen und Restruktierungen auf unternehmerischer wie staatlicher Ebene werden vermieden, die Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftlichen Kollaps steigt.

    Das Wachstum des operativen Cashflow der US-Unternehmen erreichte vor fünf Jahren seine Spitze. Seitdem ist es Jahr für Jahr zurückgegangen, seit über einem Jahr ist es sogar negativ, die Nettoverschuldung der US-Unternehmen hingegen steigt schnell an. Diese Kombination hat es seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gegeben. Vor 2008 fielen die Spitzen beider Zeitreihen recht gut zusammen, seit fünf Jahren jedoch geht die Schere immer weiter auseinander.

    Wozu wird die wachsende Verschuldung der Unternehmen eingesetzt? In den 1990er Jahren wurde damit das Internet und sein Einsatz in den Unternehmen finanziert, heutzutage jedoch dient es vor allem „finanziellem Engeneering“, also Aktienrückkäufen und M&A-Aktivitäten. Seit 2000 ist klar eine sinkende Investitionsneigung zu erkennen (Capital Expenditure – hellgrün im folgenden Chart). Die jährlichen Ausgaben für „financial Engeneering“ haben zwar noch nicht die Dimensionen wie vor 2008 angenommen, akkumuliert man sie aber über die zurückliegenden fünf Jahre, dürfte man auf eine ähnliche Summe kommen wie in der Zeit vor 2008. Noch etwas fällt auf – das Halten von Cash scheint „out“, kein Wunder bei Nullzinsen.

    Der Anteil der Unternehmensgewinne am BIP erreichte 2012 seine Spitze und fällt seit dem zweiten Quartal 2015 deutlich ab (siehe im unteren Teil-Chart „GDP-portion of the…after tax profit of the corporate sector). Einmal mehr wird im oberen Teil-Chart deutlich, wie gut sich der Gewinnanteil der Finanz-Unternehmen seit 1970, bzw. seit den frühen 1980er Jahren gegen dem Nicht-Finanz-Sektor entwickelt hat.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    „TINA“ wird alt - Seite 2 Als Hedgefonds-Legende Stan Druckenmiller 1981 anfing, lag die risikofreie Rendite fünfjähriger US-Staatsanleihen bei 15%, real waren es damals nahe an 5%. Damit andere Assets mithalten konnten, mussten sie sehr billig sein. Die extrem kontraktive …