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    Börsen-Zeitung  467  0 Kommentare Baumanns Weg, Kommentar zu Bayer von Annette Becker

    Frankfurt (ots) - "Lieber Werner Baumann, do it your way!" Mit
    diesen Worten hatte Marijn Dekkers, der zum 1. Mai ausgeschiedene
    Bayer-Chef, die handschriftliche Notiz bei der traditionellen
    Übergabe des Staffelstabs an seinen Nachfolger versehen. Wie sich
    zeigt, ist Baumann durchaus gewillt, einen neuen Weg einzuschlagen.
    Mit der 62 Mrd. Dollar schweren Offerte für Monsanto, den weltgrößten
    Saatguthersteller, versucht sich Bayer nicht nur an der größten
    Akquisition der Firmengeschichte, sondern auch an der größten
    Firmenübernahme, die ein deutsches Unternehmen je anpackte. Dass
    Bayer das Angebot im Zweifel auch gegen den Willen des
    Monsanto-Managements lancieren würde, scheint ausgemachte Sache -
    koste es, was es wolle.

    Dafür spricht nicht zuletzt der Übernahmepreis, bieten die
    Leverkusener doch eine Prämie von einem Drittel auf den gewichteten
    Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate. Bezahlt wird das
    15,8-Fache des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda).
    Der Kapitalmarkt gesteht Monsanto aktuell etwa das 12-fache des
    Ebitda zu. Damit bewegt sich Bayer zwar auf branchenüblichem Niveau -
    Chemchina lässt bei Syngenta das 16,6-Fache springen -, doch treiben
    die Relationen zur eigenen Bilanz den Investoren nicht ganz zu
    Unrecht Sorgenfalten auf die Stirn.

    Bayer ist nach dem jüngsten Kurssturz - nicht zuletzt durch eine
    mehr als verbesserungswürdige Kapitalmarktkommunikation verursacht -
    nur noch knapp 70 Mrd. Euro schwer. Da die Übernahme vollständig in
    bar bezahlt werden soll, ist eine kombinierte
    Eigenkapital-/Fremdkapitalfinanzierung geplant im Verhältnis 25 zu
    75. Faktisch wird Bayer das Grundkapital um knapp 20% erhöhen und
    darüber hinaus mehr als 40 Mrd. Euro an neuen Schulden aufnehmen -
    mehr als die Hälfte der aktuellen Marktkapitalisierung.

    Der Verschuldungshebel, der derzeit grob das 1,5-Fache des Ebitda
    ausmacht, würde somit auf über 4 hochgezogen. Damit ist das
    Investment-Grade-Rating zwar nicht in Gefahr - Standard & Poor's hat
    in einer ersten Einschätzung schon durchblicken lassen, dass sich
    eine Herabstufung in Folge der Riesenakquisition auf maximal zwei
    Stufen, also auf "BBB", beschränken würde. Klar ist aber auch, dass
    sich Bayer auf die nächsten Jahre jedweden strategischen
    Handlungsspielraums beraubte.

    Asset-Verkäufe zur Finanzierung sind - so zumindest die offizielle
    Lesart - nicht notwendig. Eine andere Aussage hätte allerdings auch
    verwundert, hätte Bayer damit doch den Wert des Covestro-Pakets -
    immerhin ist Bayer noch mit 64% an der Kunststoffsparte beteiligt -
    noch weiter verringert. Dass die Börse dem Braten dennoch nicht
    traut, lässt sich an der jüngsten Kursentwicklung des MDax-Werts
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