Zerreißprobe
Wann geht Tesla das Geld aus?
Man muss Elon Musk schon zugestehen, dass er es mit Tesla Motors unglaublich weit gebracht hat. Für seinen ehrgeizigen Plan, das Elektroauto flächendeckend zum Durchbruch zu bringen und sein
Unternehmen dabei zum führenden Anbieter zu machen, wurde er noch vor einigen Jahren viel belächelt. Heute ist Tesla zumindest im Premium-Bereich tatsächlich der unangefochten führende Anbieter.
2015 verkaufte der Konzern über 50.000 seiner durchaus hochpreisigen Fahrzeuge, der Umsatz sprang um 47 Prozent nach oben auf 5,3 Milliarden Dollar!
Das soll aber alles erst der Anfang sein: Denn Ende 2017 soll das neue Model 3 auf den Markt kommen – ein echter und trotzdem erschwinglicher Tesla zu einem Preis ab 35.000 Dollar. Die Präsentation
des neuen massentauglichen Modells wurde im Frühjahr zu einem regelrechten Triumph: Inzwischen liegen dem Konzern rund 400.000 Vorbestellungen vor – und das, obwohl die meisten Fahrzeuge wohl erst
2018 oder 2019 ausgeliefert werden können, und obwohl jeder Vorbesteller 1.000 Dollar als Reservierungsprämie zu hinterlegen hatte. Ein solcher
Hype um ein Fahrzeug, das noch nicht einmal serienreif ist, ist in der jüngeren Automobilgeschichte ohne Beispiel.
Geldvernichtung
Der Segen dieses spektakulären Verkaufserfolgs ist gleichzeitig aber auch ein Fluch. Das Hauptproblem ist, dass die Produktionskapazitäten für die geplante Massenfertigung des Model 3 noch gar
nicht vorhanden sind. Sie müssen nun in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft werden, was nicht nur ein ungeheurer technischer und organisatorischer Aufwand ist, sondern auch Unsummen verschlingen
wird. Und es wird immer wieder vergessen, dass Tesla dieses Geld nicht hat.
Das Jahr 2015 schloss Tesla mit einem Nettoverlust von 889 Millionen Dollar ab; dabei wurden rund 2,2 Milliarden Dollar an Barmitteln verbrannt. In der Kasse lagen zum Jahresende noch rund 1,2
Milliarden Dollar, während die Verschuldung markant von 4,9 auf 6,9 Milliarden Dollar anstieg. Und im ersten Quartal 2016 ging die Geldvernichtung munter weiter. Der Nettoverlust schwoll gegenüber
dem Vorjahr nochmal um 83 Prozent auf 282 Millionen Dollar an. Und während sich der Cashbestand im Quartalsvergleich unwesentlich auf 1,4 Milliarden Dollar erhöhte, zog die Verschuldung um weitere
1,3 auf 9,2 Mrd. Dollar an. Die finanzielle Gesundheit des Unternehmens verschlechtert sich also weiterhin rapide.