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    Meinung  4582  0 Kommentare Brexit – und jetzt? - Seite 2

    Selbst wenn das Brexit-Votum Bestand hat, bleibt es hinsichtlich der „Bestrafung“ beim Politiker-Geschwätz. Es ist ja kein großes Geheimnis, dass die deutsche Politik unter Merkels Führung in Europa die Interessen der deutschen exportorientierten Industrie und der einheimischen Banken vertritt. Und deren Interesse ist es mit Sicherheit nicht, hohe Handelshemmnisse in Richtung „Große Hallig“ aufzubauen. Natürlich hätte man nichts gegen solche in der umgekehrten Richtung, aber das wird nicht so einfach gehen. Also bleiben die Wirtschaftsbeziehungen im wesentlichen so, wie sie sind.

    Wenn es die künftige britische Regierung gescheit einfädelt, könnte die britische Wirtschaft nach einer Schwächephase sogar gestärkt aus der Geschichte hervorgehen. Die Briten haben in den zurückliegenden Jahren Spezialisten in vielen Bereichen aus Polen, Estland und Lettland angezogen. Sie können ihren Arbeitsmarkt nun besser nach ihren lokalen Gegenheiten ausrichten. Mit der Flüchtlingsproblematik haben sie nichts mehr am Hut. Wenn einige Multis ihren europäischen Brückenkopf aus England wegverlegen, könnte die einheimische Wirtschaft dieses Vakuum füllen.

    Wirtschaftlich bleiben die Auswirkungen also begrenzt. Ein Wirtschaftszweig wird mit Sicherheit besonders profitieren, die großen Rechtsanwaltskanzleien, die auf internationales Recht spezialisiert sind. Und vielleicht die Trauma-Psychologen in England, deren Kundschaft im Laufe der nächsten Jahre geschockt zur Kenntnis nehmen muss, dass auch der Brexit das schöne, alte britische Empire nicht zurückbringt.

    Politisch sieht das ganz anders aus. Es sind in erster Linie politische Gründe, die zum Brexit geführt haben. Die zunehmend undemokratischere, bürokratische Veranstaltung in Brüssel zeigt jeden Tag mehr ihre Unfähigkeit, etwas Produktives für die Bürger Europas zu bewirken. Die Massen trauen dem politischen Establishment nicht mehr – das ist richtig. Sie vertrauen stattdessen Idioten – das ist falsch. In dieser Beziehung gibt es starke Parallelen zu dem, was im US-Präsidentschaftswahkampf abgeht. Insofern hat der Brexit einen übergreifenden Aspekt und deckt sich mit zahlreichen nationalistischen und separatistischen Strömungen in Europa.


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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Meinung Brexit – und jetzt? - Seite 2 Nun haben die Befürworter eines Brexit die Mehrheit im gestrigen Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU errungen. Die Finanzmärkte wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Diese massive Schieflage wird nun rückabgewickelt.

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