"Türkenfeindlichkeit!"
Nach Herabstufung der Kreditwürdigkeit: Türkei will gegen Ratingagenturen vorgehen
Nach dem versuchten Militärputsch hatte die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit der Türkei aufgrund erhöhter Unsicherheit herabgestuft. Präsident Erdogan selbst wertete dies als Akt der Türkenfeindlichkeit. Nun wolle man gegen die Agenturen vorgehen.
Es ist genau eine Woche her, als die Ratingagentur Standard & Poor's verkündete, die Bonitätsnote der Türkei von "BB+" auf "BB" zu senken. Die Ramschbewertung kam nicht von ungefähr. Nach dem gescheiterten Putschversuch habe sich die politische Landschaft weiter polarisiert, das Institutionengefüge sei weiter erodiert, so die Erklärung von S&P. Wegen der hohen politischen Unsicherheit stünden ausländische Kapitalzuflüsse auf der Kippe, obwohl das Leistungsbilanzdefizit ohnehin schon äußerst hoch ist. Mit einer weiteren Herabstufung sei daher ebenfalls zu rechnen.
Moody's und Fitch hatten der Türkei derweil noch nicht den Ramsch-Stempel aufgedrückt. Dennoch drohten Erstere ebenfalls mit einer baldigen Abwertung. Nun wurde die in der Türkei ansässige Moody's-Delegation zu einem Gespräch mit dem Vize-Ministerpräsidenten Mehmet Simsek geladen, es soll noch heute stattfinden.
Es seien Schritte erforderlich, um die Agenturen von "fehlerhaften Entscheidungen" abzuhalten, wird Simsek vom Nachrichtenportal "Reuters" zitiert. Es gebe keinen Grund, die Bonität der Türkei schlechter einzuschätzen.
Für Recep Tayyip Erdogan indes liegt der Grund klar auf der Hand: Wie der "Spiegel" berichtet, war die Abwertung nach Meinung des türkischen Präsidenten nichts anderes als ein politischer Akt. So sei die Herabstufung seines Landes aus schierer "Türkenfeindlichkeit" erfolgt.
"Wir sind doch gar nicht dein Mitglied, was geht es dich an, wer bist du denn?", hatte Erdogan bei einer Rede mit Blick auf Standard & Poor's gesagt. Erdogan betonte, die türkische Wirtschaft werde nicht einbrechen. Auf die derzeitige Lage sei man ausreichend vorbereitet. Er appellierte an den Finanzsektor und die Wirtschaft des Landes, ihren Teil zur Stabilität beizutragen.
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