In your Face-book!
Größter Tech-IPO seit Alibaba: Snapchat will 2017 Börsenluft schnuppern
Schon lange sehnt sich die Welt mal wieder nach so einem richtig schönen Internet-IPO. Zuletzt ist dies im Jahr 2014 geschehen, als der chinesische Onlineriese Alibaba die Anleger verzückte. Nun will Snapchat mitmischen. Und damit vor allem einen düpieren.
Das Warten hat ein Ende, endlich galoppiert mal wieder ein junges, frisches Einhorn auf das Börsenparkett. Nun ja, sagen wir mal ein Geistereinhorn. Denn das ist das Wiedererkennungszeichen der Firma Snapchat - ein kleiner weißer Geist vor gelbem Hintergrund. Dieser steht stellvertretend für die Nachrichten, die sich, einmal angesehen, kurz danach wieder von selbst auflösen. Das soll ein Gefühl von Kommunikationssicherheit suggerieren. Dass die simple Möglichkeit eines Screenshots schon so mancherlei Probleme bei - nun ja - pikanten Inhalten mit sich gebracht hat, hat dem Hype um den Messenger-Dienst bisher keinen Abbruch getan.
Im Gegenteil, die App hat sich nach und nach zu einer breiten Plattform mit 150 Millionen aktiven Nutzern pro Tag gemausert. Kein Wunder, dass immer mehr Firmen hier fleißig ihre viralen Werbebotschaften verbreiten. Mittlerweile gibt es sogar einen eigens für Medienunternehmen eingerichteten "Discover"-Kanal, über den die Einnahmen eingespült werden. Ende September stellten die Macher der vor kurzem in "Snap" umbenannten App zusätzlich eine mit Kamera ausgestattete Sonnenbrille vor. Das Gerät namens "Spectacles" kann zehn Sekunden lange Videos aufnehmen, es soll jedoch nur eingeschränkt vertrieben werden.
Und nun also der Börsengang. Geplant ist er für das kommende Frühjahr, das Unternehmen selbst verspricht sich laut "Wall Street Journal" eine Bewertung von mindestens 25 Milliarden Dollar. Noch im Mai dieses Jahres wurde Snap gerade mal ein Wert von 17,8 Milliarden Dollar zugeschrieben. Die Betreiber sind jedoch optimistisch, konnte der Umsatz doch von 60 Millionen Dollar in 2015 auf über 350 Millionen in diesem Jahr gesteigert werden. 2017 soll die Milliardenmarke durchbrochen werden.
Wenn alles so klappt, wie sie es sich vorstellen, dann hätten die Gründer Robert Murphy und Evan Spiegel dem Social-Media-Primus Facebook einen gehörigen Denkzettel verpasst. Ende 2013 hatte das Netzwerk versucht, Snapchat für lediglich drei Milliarden Dollar zu übernehmen. Ein lächerlicher Preis im Verhältnis zu dem, was nun mit dem Börsengang angestrebt wird. Auch wenn für das Unternehmen damit nun allerlei rechtliche Pflichten einhergehen, wie die Offenlegung von Jahresabschluss und Geschäftsbericht, wolle man den Schritt laut Insiderinformationen vom "Business Insider" aus dreierlei Gründen wagen:
Lesen Sie auch
Erstens ließen sich durch das hinzugewonnene Ansehen auf dem Markt noch größere Werbekunden, wie Auto- oder Konsumgüterhersteller akquirieren. Zweitens brächte das Prestige sowie die Möglichkeit einer Vergütung in Form von Aktienoptionen auch eine höhere Schlagkraft im zunehmenden War for Talents mit sich. Dadurch hofft Snap, noch bessere Ingenieure und Produktdesigner abgreifen zu können. Drittens und letztens würden die Macher damit endgültig in den Social-Media-Olymp aufsteigen und damit als echte Konkurrenten gegenüber den etablierten Champions wie Facebook oder Google wahrgenommen werden. Und das muss man erstmal schaffen.