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Maschinenbauer Gea kappt Prognosen und schickt Aktie damit auf Talfahrt
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Maschinenbaukonzern Gea Group hat seine Prognosen für das laufende Jahr überraschend gesenkt und damit die Märkte geschockt. Als Grund für die Korrektur des Ausblicks gab das Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag Verzögerungen bei wichtigen Projekten und Neuaufträgen sowie unerwartet höhere Kosten an. Im laufenden Jahr werde Gea die daraus resultierenden Belastungen nicht mehr abfangen können, hieß es. Die mittelfristigen Ziele seien aber nach wie vor erreichbar.
Die Börse wurde von der Gewinnwarnung kalt erwischt. Die Aktie rutschte im frühen Handel um mehr als ein Fünftel ab. Mit dem jetzigen Einbruch haben die Gea-Aktien fast ihren kompletten Wertzuwachs des Jahres auf einen Schlag wieder verloren.
Konkret erwartet Gea nun, dass der Umsatz im Gesamtjahr nun nicht mehr wie zuvor angenommen moderat steigen, sondern im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgehen wird. Der operative Gewinn (um Sondereffekte bereinigtes Ebitda) wird vermutlich nur 570 Millionen Euro betragen. 10 Millionen Euro davon dürfte der Kauf des Anlagenbauers Imaforni beisteuern. Zuvor hatte Gea ein Ergebnis zwischen 645 und 715 Millionen Euro angepeilt, wobei der Effekt aus der Imaforni-Übernahme aber noch nicht berücksichtigt war.
VERZÖGERUNGEN BEI PROJEKTEN IN DER MILCHVERARBEITUNG
Die Gea Group erzielt den Großteil ihres Geschäfts mit Maschinen rund um die Lebensmittel-Produktion. Probleme bereitet dem Konzern derzeit vor allem das Milchsegment. Die schwachen Agrarmärkte mit niedrigen Milchpreisen lähmen den Verkauf von Milchanlagen. Gleichzeitig haben sich dem Konzern zufolge größtenteils kundenbedingt Projekte in der Milchverarbeitung verzögert.
Gea stellt darüber hinaus unter anderem Kälteanlagen her, was beispielsweise für Kunden aus der Öl- und Gasindustrie interessant ist. Allerdings steht angesichts des Ölpreisverfalls auch dieser Markt unter Druck. Die Zurückhaltung mit Neuinvestitionen spürt Gea daher auch beim Auftragseingang.
HÖHERER KOSTENDRUCK
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Beim Ergebnis wiederum wirkt sich zusätzlicher Kostendruck aus. Einige Großprojekte haben sich teurer entpuppt als zuvor angenommen, so Gea. Der Konzern habe daher zusätzliche Rückstellungen für Restrisiken bilden müssen.
Das alles zeigt sich bereits im dritten Quartal. Nach ersten Berechnungen wird der Umsatz zwischen Juli und September mit 1,1 Milliarden Euro nur das Vorjahresniveau erreichen. Bereinigt um Währungseinflüsse sowie Zukäufe ergibt sich ein Rückgang von 1,8 Prozent. Der Auftragseingang dürfte von 1,068 Milliarden Euro auf 1,084 Milliarden steigen. Das operative Ergebnis wird Gea zufolge von 144 auf 113 Millionen Euro sinken. Den vollständigen Quartalsbericht will Gea am 28. Oktober veröffentlichten.
MITTELFRIST-ZIELE BESTÄTIGT
Viele Analysten zeigten sich von den schlechten Nachrichten überrascht. Die Gewinnwarnung komme vollkommen unerwartet, schrieb beispielsweise die DZ Bank in einer ersten Einschätzung. Da Gea aber zumindest die mittelfristigen Ziele bestätigt habe, werde es sich wohl nur um vorübergehende Probleme handele.
Gea hatte Anfang dieses Monats bei einem Kapitalmarkt die Erwartungen für die Jahre bis 2020 vorgestellt. Demnach soll der Umsatz organisch um 4 bis 6 Prozent zulegen. Die operative Marge soll zwischen 13 und 16 Prozent ausfallen. Viele Marktteilnehmer hätten zu dem Zeitpunkt den Ausblick für sehr konservativ gehalten, schreibt die Commerzbank. Aber angesichts des schwachen dritten Quartal erschienen diese Ziele nun plausibel./she/stk/stb