Es kommt zu "Nebenwirkungen"
EZB-Direktor Yves Mersch findet Geldschwemme auf Dauer gefährlich
EZB-Direktor Yves Mersch hat klargestellt, dass es sich bei der ultralockeren Geldpolitik nicht um einen Normal-, sondern um einen Ausnahmezustand handelt. Dieser müsse so bald wie möglich beendet werden, sonst käme es zu Nebenwirkungen.
Der geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank wird vorerst beibehalten, doch die anhaltende Geldflut birgt auch ein hohes Gefahrenpotential. Das glaubt zumindest EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch. "Je länger wir in diesem Niedrigzinsumfeld verharren, desto stärker werden die Nebenwirkungen unserer Maßnahmen hervortreten", sagte er am Donnerstag gegenüber dem Nachrichtendienst "Reuters".
Darüber hinaus zweifelt er an der Wirksamkeit der expanisven Strategie, je länger diese fortgeführt wird. Es müsse daher Ziel sein, "so bald wie möglich diesen Sonderzustand zu verlassen, um den möglichen Schaden so gering wie möglich zu halten", sagte der Jurist und Bankmanager. Dazu sei aber auch die Mithilfe der Regierungen gefragt.
So könne Geldpolitik allein nicht für mehr Wachstum sorgen, es seien zusätzlich Arbeitsmarktreformen und Investitionsanreize notwendig. Auch bei der Steuerpolitik müsse angesetzt werden und Überschüsse wieder in den Wirtschaftskreislauf gepumpt werden.
An dieser Stelle spielte Mersch auf die diesjährigen Einsparungen der Bundesrepublik in Höhe von schätzungsweise fünf Milliarden Euro an, die überhaupt erst durch die niedrige Zinspolitik der EZB zustande gekommen sind. "Ich hoffe, dass dieses Geld umgehend wieder an die Wirtschaft zurückgeführt wird", sagte er.
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