Mindestlohn 2017
Mangellohn statt Mindestlohn - Existenz für Singles in Metropolen nicht gesichert
Anfang 2017 geht es rauf mit dem Mindestlohn. Jubel? Fehlanzeige! Auch sei vor großen Ausgabesprüngen der Mindestlohnempfänger abgeraten. Denn ab kommenden Jahr heißt es 8,84 Euro, statt bislang 8,50 Euro. Satte 34 Cent gibt es pro Stunde mehr - Brutto.
Da scheint es kaum verwunderlich, dass das Einkommen von Singles in Großstädten auch nach Erhöhung des Mindestlohns in Großstädten oft nicht zum Leben reicht. Vor allem aufgrund der hohen Mieten sind Geringverdiener trotz Vollzeitjob weiter auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, aus der die Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ berichtet.
Existenzminimum nach Metropolen
Schauen wir uns bestimmte Metropolen genauer an: Um aus dem Hartz-IV-Bezug zu rutschen, müsste in München ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer einen Stundenlohn von 10,04 Euro erhalten, in Hamburg von 9,12 Euro, in Frankfurt/Main von 9,89 Euro, in Berlin von 8,97 Euro, in Köln von 9,24 Euro. „Im Westteil des Landes kann man in den Städten vom Mindestlohn nicht die Miete bezahlen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Klaus Ernst, den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. Und betont: „Damit verfehlt der Mindestlohn seine zentrale Funktion, die Existenz zu sichern, da er viel zu niedrig ist.“
Nach Berechnungen der Bundesregierung muss ein Ein-Personen-Haushalt im Bundesdurchschnitt rund 1390 Euro (Westdeutschland 1410 Euro, Ostdeutschland 1215 Euro) verdienen, um aus dem Hartz-IV-Leistungsbezug inklusive der Kosten der Unterkunft auszuscheiden. Bei einer durchschnittlichen tariflichen Wochenarbeitszeit von 37,7 Wochenstunden entspricht dies einem Stundenlohn von 8,51 Euro - im Durchschnitt West müsste der Stundenlohn bei 8,63 Euro liegen, im Durchschnitt Ost bei 7,44 Euro. Beim künftigen Mindestlohn von 8,84 Euro bestünde damit keine Hartz-IV-Bedürftigkeit.
Lücke zwischen Bedarf und Mindestlohn
Doch vor allem in westdeutschen Großstädten ist die Lage wegen der hohen Mietkosten deutlich ungünstiger – die Lücke zwischen Bedarf und Mindestlohn ist teilweise drastisch: In München kommt ein Single nach den Regierungsangaben erst bei einem Monatsbruttoeinkommen von 1640 Euro über die Hartz-IV-Schwelle, in Hamburg liegt die Grenze bei 1490 Euro, in Berlin bei 1465 Euro, in Köln bei 1510 Euro – der Mindestlohn würde dafür nicht reichen. Ernst sagte: „Statt Mindestlohn sollten wir vom Mangellohn reden.“ Die Linke fordere einen Mindestlohn von 12 Euro, erklärte der Fraktionsvize den Zeitungen der „Funke Mediengruppe" weiter.
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Neben den großen Metropolen sind auch Universitätsstädte von dem Problem betroffen. In Münster liegt die Hartz-IV-Grenze für einen Single bei 1540 Euro, was einem Stundenlohn von 9,43 Euro entspricht, in Freiburg bei 1435 Euro (8,78 Euro). Relativ hoch liegt die Grenze auch in Stuttgart, wo ein Single 9,40 Euro in der Stunde verdienen muss (1535 Euro im Monat), um nicht auf ergänzendes Hartz-IV angewiesen zu sein.