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    Börsen-Zeitung  647  0 Kommentare Auf der Überholspur, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Rund um den Globus sind die Aktienmärkte ins
    Rollen gekommen und bescheren den Anlegern das, was man gemeinhin
    Jahresschluss-Rally nennt. Die Rekordjagd der US-Indizes - in der
    abgelaufenen Woche ist mit dem Dow Jones Transportation das letzte
    noch fehlende wichtige Marktbarometer auf einen Höchststand
    geklettert - hat die Industrieländeraktienmärkte der übrigen
    Zeitzonen erfasst. In der Woche nach dem gescheiterten italienischen
    Verfassungsreferendum hat der Dax endlich das alte Jahreshoch von
    etwas mehr als 10800 Punkten überwunden, um dann noch zügig über die
    Schwelle von 11000 Zählern zu steigen. Mehr noch: Beim Wochenschluss
    von 11204 Punkten steht nun ein Plus seit Jahresbeginn von 4,3% zu
    Buche, nachdem der Index vor dem Referendum noch leicht im Minus
    gelegen hatte. Damit hat der Dax endlich die Performance zehnjähriger
    Bundesanleihen, die nur noch bei 3,7% liegt, übertroffen. Auch in
    Japan wurden neue Höhen erreicht. Am Freitag stieg der Nikkei
    erstmals in diesem Jahr über die Schwelle von 19000 Zählern.

    VDax vor Zweijahrestief

    Die Zuversicht der Marktteilnehmer lässt sich an den
    Volatilitätsindizes deutlich ablesen. So sank der deutsche VDax-New
    am Freitag bis auf 15,87 Zähler. Seit Anfang 2015 hat dieser
    Gradmesser der Marktnervosität nur an zwei Tagen des zurückliegenden
    Septembers einen niedrigeren Stand gesehen. Sinkt der Index auch noch
    unter das September-Tief von 15,42 Zählern - und das scheint absolut
    möglich -, würde er damit den tiefsten Stand seit zwei Jahren
    erreichen.

    Zu der Rally trägt neben der Tatsache, dass mit dem
    Italien-Referendum das letzte politische Unsicherheitsmoment des
    Jahres abgehakt ist, die akkommodierend bleibende Geldpolitik bei,
    auch wenn die Fed sehr wahrscheinlich in der neuen Woche ihren
    behutsamen Zinsnormalisierungskurs mit einer längst überfälligen
    Anhebung ihres Leitsatzes wieder aufnehmen wird. Entscheidend sind
    aber die Aussichten auf eine spürbar bessere Entwicklung von
    Konjunktur und Unternehmensgewinnen, die mit dem Wahlsieg von Donald
    Trump starken zusätzlichen Auftrieb erhalten haben. Damit verbessert
    sich das Umfeld für Aktien, während Anleihen unter der Aussicht auf
    einen spürbaren Anstieg von Inflation und Zinsen leiden.

    Die Frage ist nun aber, welches Potenzial die Aktienmärkte nach
    den deutlichen Kursavancen seit der US-Wahl haben bzw. ob sie in den
    nächsten Tagen und Wochen in dem Tempo weiter klettern können, und
    dies angesichts eines mit rund 17 bereits recht üppigen
    Kurs-Gewinn-Verhältnisses am amerikanischen Aktienmarkt. Hier muss
    die ehrliche Antwort wohl sein, dass dies derzeit niemand voraussagen
    bzw. vorausahnen kann, weil schlichtweg die entscheidenden
    Informationen fehlen. Eine einigermaßen fundierte Einschätzung wird
    erst möglich sein, wenn sich abzeichnet, wie viel der neue Präsident
    von seinen im Wahlkampf angekündigten Vorhaben umsetzen wird (und
    kann). Dieser Unsicherheitsfaktor kann zu vorübergehenden
    Rückschlägen führen, sollten - hoffentlich demnächst auch ohne
    Twitter - Äußerungen Trumps folgen, die die deutlich rosiger
    gewordene Wahrnehmung der Marktteilnehmer in Frage stellen.

    Dieses Risiko ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Trump wird
    wohl bezüglich so mancher Ankündigung zurückrudern müssen. So haben
    die Republikaner in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit. Doch
    ob viele Parteigenossen Trumps tatsächlich sehr darauf erpicht sind,
    die Staatsverschuldung so hochzujagen, wie es Trumps Ankündigungen
    implizieren, ist fraglich. Dabei kann es auch um eine Frage der
    Glaubwürdigkeit gehen. Schließlich hat die Partei Obama geraume Zeit
    eine Anhebung der Schuldengrenze verweigert und damit die USA sogar
    an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geführt. Legt man seine
    Ankündigungen zugrunde, wird Trump die neue Schuldenobergrenze im
    kommenden Jahr locker knacken. Werden die Republikaner sich dann auf
    den Standpunkt stellen: "Was soll's, was interessiert uns, was wir
    bislang zu dem Thema gesagt haben"?

    Kurzum: Nach wie vor gilt, dass Trump wahrscheinlich noch einige
    Abstriche an seinen Wahlkampfaussagen machen wird, was manche
    Hoffnung auf Ankurbelungsmaßnahmen schmälern könnte. Das kann man
    aber auch positiv sehen, denn es könnte auch für die Tiraden gegen
    ausländische Billigkonkurrenz und seine heftige Kritik an der
    Verlagerung von Produktion an günstigere Standorte im Ausland gelten.
    Zumindest den verunsicherten Finanzmärkten der Schwellenländer würde
    das Auftrieb geben.

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