Oh, das Jahr mit der 7
Es sind schon verrückte Zeiten, in denen wir leben. Wer seine Ersparnisse nicht in Einlagenform hält oder in idiotische Lebensversicherungen gesteckt hat, sondern breit gestreut investiert, wird zwangsläufig jedes Jahr reicher.
Es ist schon beinahe gespenstisch, ich selbst habe im letzten Jahr trotz hoher Cashquote 10 % plus gemacht. Bei einem Dax von 7 % und Gold 9 respektive 12 %. Dieses Mal lief alles und die Rohstoffaktien mit plus 38 % besonders gut. Aber irgend etwas läuft immer, und meistens mit höherem Prozentsatz als das, was nicht nicht läuft.
Und da die Zuwächse der Reichen stets weit größer sind als diejenigen der kleinen Vermögen, wird der Abstand immer größer. Die Reichen werden immer reicher. Weil deren Gewinne jedoch oft auf dem Buckel der Kleinen ausgetragen werden, werden spiegelbildlich die Armen immer ärmer.
Doch es gibt auch Einschnitte. Jetzt kommt wieder ein Jahr mit einer 7. Beim letzten Jahr mit einer 7 haben wir gerade Anlauf genommen auf die große Finanzkrise. Und durch Zufall begegnet mir plötzlich ein Jahr mit gleich zwei 7en.
Ein Freund erzählt mir von Schillers Ballade „Der Ring des Polykrates“, geschrieben 1797. Doch wenig ist wohl gegenwärtig aktueller als diese Geschichte:
Polykratis, der Tyrann der Insel Samos, rühmt sich seines Glückes und wird deshalb von einem besorgten Freund immer wieder gewarnt. Doch kaum sind dessen Warnungen ausgesprochen, erweisen sie sich auch schon als gegenstandslos. Alles läuft, das Glück bleibt ihm hold.
Doch irgendwann wird selbst Polykratis zweifelnd und wirft auf Rat des Freundes den ihm teuersten Schatz, seinen Lieblingsring, als Opfer für die Götter ins Meer. Am nächsten Tag soll ein großes Fest stattfinden, doch dabei stellt sich heraus, dass der dafür gefangene Fisch den Ring im Magen hat. Er ist also zu Polykrates zurückgekehrt.
Und der Schluss gehört dann schon fast schon zur Allgemeinbildung: „Hier wendet sich der Gast mit Grausen“, und: „So kann ich hier nicht ferner hausen, mein Freund kannst du nicht weiter sein. Die Götter wollen dein Verderben.“
Tja, heißt das nun etwas? Ich weiß es nicht. Aber daran denken kann man immerhin.