Trumps Protektionismus-Kurs
"In the long run, we are all dead" - Trump setzt auf den schnellen Erfolg
Die Uhr tickt… die Tage fließen dahin. Am Freitag ist es dann so weit: Der Immobilienmogul Donald Trump wird als 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten eingeschworen. Wenn es nach ihm geht, werden auch die deutschen Autobauer ihren Teil dazu beitragen müssen, Amerika wieder groß zu machen. Sei es durch die Schaffung von Arbeitsplätzen oder durch Strafzölle.
Nochmal von vorn: In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung und der Londoner „Times“ betonte Trump mit Blick auf deutsche Autohersteller: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“ Und fügte süffisant dazu: „Wenn sie also für die Welt Autos bauen wollen, würde ich ihnen alles Gute wünschen.“
Trotz der offenen Drohungen hält unter anderem der Münchener BMW-Konzern an seinen Plänen für den Bau eines Werkes in Mexiko fest. Im mexikanischen San Luis Potosí werde von 2019 an die 3er Limousine gebaut. "Die Produktion ist für den Weltmarkt bestimmt. Somit wird das Werk in Mexiko die bisherigen 3er-Produktionsstätten in Deutschland und China ergänzen", erklärte der Autobauer gegenüber „dpa-AFX“.
BMW einer der größten Autohersteller in den USA
"Ich gehe davon aus, dass sich Donald Trump für eine prosperierende US-Wirtschaft einsetzen wird“, sagte MW-Chef Harald Krüger, gegenüber der „Welt“. Amerika sei für BMW ein sehr wichtiger Markt. "Ich bin überzeugt, dass man in den USA zur Kenntnis nimmt, dass BMW auch in Amerika einer der größten Automobilhersteller ist und dort direkt und indirekt rund 70.000 Menschen beschäftigt“, so Krüger mit Verweis auf das BMW-Werk ins Spartanburg.
"Wir werden definitiv auch in den nächsten Jahren weiter in den USA investieren, neue Produkte sind geplant und werden auf den Markt kommen. Der Wirtschaftsfaktor, den wir als BMW Group in den USA
darstellen, ist nicht zu unterschätzen“, sagte Krüger. Der BMW-Chef betonte aber auch: „Natürlich legen wir aber auch großen Wert auf einen freien Welthandel, denn wir sind der größte
Automobil-Exporteur aus den USA heraus. Jeder X5, den wir weltweit verkaufen, kommt beispielsweise aus unserem Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina. Das ist nur mit einem
funktionierenden Freihandel möglich.“
Die Reaktionen auf Trumps Protektionismus-Kurs
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Wie im Römischen Reich: Schmeicheln dem Kaiser
Die Breitseite gegen die deutsche Automobilindustrie war nur eine Frage der Zeit, hatte Trump doch bereits zuvor andere Autobauer ins Visier genommen. Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sieht Trump am längeren Hebel. "Die künftige Politik der deutschen Auto-Industrie wird sich gefügig zeigen. Sie wird mehr in den USA produzieren." Damit könne Trump sein zentrales Wahlversprechen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, erfüllen. Gleichzeitig entgingen BMW, Daimler & Co dem Handelsbann. "Das Ganze erinnert an das Römische Reich und Cäsar. Man schmeichelt ihm, damit es einem selbst gut geht", bemühte Halver die Historie.
Auch Europa kann die Daumenschrauben anziehen
CSU-Vize Manfred Weber hat auf die Interview-Äußerungen von Donald Trump mit einer Drohung reagiert. „Auch wir können die Daumenschrauben für die US-Konzerne anziehen, wenn es sein muss“, sagte der
Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament der „Welt“. Doch so weit werde es wohl nicht kommen: „Der künftige Präsident weiß sehr genau, dass er Europas politische Partnerschaft
braucht und die US-Unternehmen den europäischen Markt brauchen.“ Ihn wundere es nicht, dass Donald Trump versuche, Europa schlecht zu reden, um die momentane Wettbewerbssituation der USA zu
verbessern, sagte Weber. Sollte Trump jedoch weltweit viele Länder verprellen, sei das auch eine Chance für Europa, neue Partner zu finden.
Protektionismus gefährdet Wohlstand in USA und Europa
„Es wäre gut, wenn der kommende amerikanische Präsident beginnt, sich mit der Realität auseinanderzusetzen“, äußerte der designierte stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume gegenüber der „Welt". Und ergänzt: “BMW hat das weltgrößte Werk in den USA errichtet, BMW ist der größte Autoexporteur der USA, folglich ist BMW definitiv der falsche Adressat für irgendwelche Strafaktionen. Die Rückkehr in eine Welt des Protektionismus würde den Wohlstand in den USA und in Europa gefährden.“
"Trumps Ansatz darf nicht Wirklichkeit werden"
Ähnlich sieht das Bernd Lange, Chef des Handelsausschusses im Europaparlament. "Trump scheint völlig zu übersehen, wie stark globale Wertschöpfungsketten das Gerüst von wirtschaftlicher Entwicklung heute bilden und wie weit wir gegenseitig abhängig sind“, so der SPD-Politiker in der „Welt“. Und ergänzt: "Hier gilt es Recht zu setzen und gute und faire Abkommen zu schließen. Nur das Gelten des Rechts hilft uns für einen friedlichen Weg weiter und nicht die Herrschaft der Macht. Trumps Ansatz darf nicht Wirklichkeit werden, hier ist die internationale Gemeinschaft insbesondere die WTO gefordert.“
Regeländerung mitten im Spiel, geht gar nicht
Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, sagte: "Wer glaubt, die Europäische Union sei gegründet worden, um den USA zu schaden, hat eine krasse Fehlvorstellung. Wir haben Europa immer als einen Freund und Partner der USA gesehen und daran soll sich auch nichts ändern.“ Die Äußerungen des künftigen US-Präsidenten zeigten einmal mehr, dass man schnell mit ihm ins Gespräch kommen und viel mit ihm und seinen Leuten reden müsse. "Was gar nicht geht, ist mitten im Spiel die Regeln zu ändern, wie Strafzölle auf Produkte, die bislang in völligem Einklang mit den bestehenden Regelwerken gehandelt werden.“ Dies schade allen Beteiligten, „weil es jegliche Investitionen unkalkulierbar macht und Gegenreaktionen hervorruft.“
Kurzfristig kann das funktionieren - Lange Sicht scheint egal
"Bisher wurde Trump fast immer unterschätzt. Er vermittelt das Bild, dass seine Entscheidungen impulsiv, wenig berechenbar und emotional sind. Legt man die Verhaltensweisen aus dem Investment Banking oder der Immobilienbranche an, werden viele Entscheidungen nachvollziehbarer“, so der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer in der „Welt“. Einen wichtigen Teil des „Make America Great Again“ fuße auf Protektionismus. "Kurzfristig kann das funktionieren“, sagte Dudenhöffer. Trump verfahre nach dem Keynes-Motto „In the long run, we are all dead“. Und ergänzt: "Er setzt auf schnelle Erfolge und agiert dabei nicht so ungeschickt, wie seine Tweets vermuten lassen. Langfristig bürdet ,Make America Great Again' dem Land aber hohe Kosten auf“, so Dudenhöffer. "Die Gefahr, die Technologieführerschaft in Teilbereichen zu verlieren, ist nicht von der Hand zu weisen.“