Pharmaindustrie
Konkurrenz aus China: Massiver Stellenabbau am früheren Novartis-Standort in Frankfurt
Harter Stellenabbau am früheren Novartis-Standort in Frankfurt: Nach dem Verkauf des dortigen Vorproduktwerks an den Chemie-Investor ICIG vor weniger als einem Jahr soll am Ende nur noch jede sechste Stelle übrig bleiben, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) unter Berufung auf Arbeitnehmervertreter.
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Es geht um die frühere Sandoz Industrial Products in Frankfurt-Höchst, die als Hauptgeschäft ein Vorprodukt für Antibiotika herstellte. Die Novartis-Tochtergesellschaft Sandoz hatte dort zuletzt
300 Menschen beschäftigt. Nun plane der neue Eigentümer eine weitere Welle von Stellenstreichungen, wonach dann knapp 50 Arbeitsplätze verblieben, sagte der Betriebsratsvorsitzende Fabio Miceli der
F.A.Z. Das Management wolle über einen Sozialplan verhandeln. ICIG-Geschäftsführer Achim Riemann sagte auf Anfrage, er wolle weder bestätigen noch dementieren, „aber die Größenordnung ist
nicht falsch“.
Novartis hatte im Jahr 2015 angekündigt, das Werk zu schließen. Nach Protesten von Arbeitnehmern gaben die Schweizer den Standort statt dessen 2016 an ICIG ab – dem Vernehmen nach zahlten sie dabei
noch knapp 90 Millionen Euro drauf - als Mitgift für das operative Geschäft, Abfindungen und Pensionsrückstellungen. Das Unternehmen, das heute Corden Biochem heißt, stellte vor allem das Molekül
7-ACA her, einen Baustein bei der Herstellung von Antibiotika. Wegen Billigkonkurrenz aus China hat ICIG die Produktion aber kürzlich beendet. Schon beim Erwerb war dem Vernehmen nach
geplant, bis zur Hälfte der Belegschaft abzubauen – was dann auch passierte. Nach Ende dieser planmäßigen Abbaurunde sind noch etwa 145 Mitarbeiter übrig. Von denen sollen nun im nächsten Schritt
um die 100 wegfallen, wie Miceli und Marco Rosenlöcher sagen, stellvertretender Leiter des Bezirks Rhein-Main der Gewerkschaft IG BCE.
Das Ende der hiesigen 7-ACA-Produktion liegt nach Riemanns Angaben an Kampfpreisen der chinesischen Wettbewerber, die Corden Biochem verdrängen wollten als den letzten europäischen Anbieter, der
das Antibiotika-Vorprodukt noch an externe Kunden verkaufte. ICIG wollte 7-ACA als Brückenprodukt nutzen, um in der Zwischenzeit die Produktion anderer Substanzen aufzubauen, etwa von Enzymen für
technische Anwendungen. Verhandlungen darüber laufen, wie Riemann sagt. Für diese neue Produktion ist die verkleinerte Belegschaft nach dem Wegfall von 7-ACA gedacht.