Von wegen Euro-Dollar-Parität
Dieser UBS-Analyst empfiehlt, gerade jetzt auf den Euro zu setzen
Irgendwie beschwört gerade jeder, der was auf sich hält, einen baldigen Gleichstand zwischen Dollar und Euro. Ein Devisenexperte der Großbank UBS hält das jedoch für überzogen. Und zwar zwei Gründen...
Am Devisenmarkt kommt derzeit keiner um das neu entdeckte Trendwort Euro-Dollar-Parität herum. Wegen großer wirtschaftspolitischer Versprechungen Donald Trumps glauben viele, dass die Gemeinschaftwährung mit der Stärke des Greenbacks bald nicht mehr mithalten kann. Der eine datiert den Gleichstand auf Mitte 2017 (siehe "Godmode-Trader"), der andere rechnet mit einer Umkehr des ursprünglichen Tauschverhältnisses bis Jahresende (so wie Goldman-Sachs-Ökonom Jan Hatzius, der mit dieser These aber schon einmal falsch lag). Manch einer wirft auch gern mal über-pauschale Vorhersagen in den Raum und behauptet schlicht, der Euro würde demächst KOLLABIEREN. Urheber dieser gestrigen Weissagung war Trump-Berater Ted Malloch (Quelle: "bbc"), der sich gerade eifrig um das Amt des EU-Botschafters bemüht (womit er eine Staatengemeinschaft repräsentieren würde, die er eigentlich zutiefst ablehnt). Eine hinreichende Erklärung für sein radikales Fazit lieferte er übrigens nicht.
Man stelle sich vor, Malloch würde sich mit dem UBS-Analysten Tan Teck Leng an einen Tisch setzen. Eine wahrlich spannende Diskussion käme hierbei zustande, glaubt Leng seinerseits nämlich so gar nicht an einen weiteren Verfall des Euros. Im Gegenteil, in einem Interview mit "CNBC" riet er, am besten jetzt noch bestehende Longpositionen auf die Gemeinschaftswährung auszuweiten. Denn wo diese aktuell noch bei knapp 1,07 US-Dollar notiert, dürfte sie zum Jahresende wieder auf 1,20 US-Dollar geklettert sein.
Schlüsselperson Nr. 1: Der Präsident der EZB
"Ich glaube, dass das Währungspaar aktuell ziemlich fehlbewertet ist. Weil Draghi in Sachen Zinsanhebung noch eher zurückhaltend agiert, ist der Markt mit dem Euro als Finanzierungswährung im Grunde noch ganz glücklich", sagte Tan. Erst vor einer Woche hatte der EZB-Präsident entschieden, den Leitzins von null Prozent nicht anzutasten. Die bisherigen Anzeichen einer Teuerung im Eurosystem hätten ihn nicht überzeugt, so das Argument. Beobachter schätzen zudem, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs auch wegen der möglichen Unsicherheiten infolge der anstehenden Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden beibehält.
Sobald die Wahl in Frankreich jedoch vonstatten gegangen sei, hätte Draghi wieder "die Möglichkeit, auf die Bremse zu treten", mutmaßte Tan. Die neuen mittelfristigen Inflationserwartungen von 1,7 Prozent sprächen ebenfalls dafür. Das von der Zentralbank verfolgte Ziel liegt bei einer Teuerungsrate von 2 Prozent.
Wegen der aktuellen politischen Lage sei der Euro nunmehr also zu einem regelrechten Spottpreis zu haben: "Es gibt gerade eine Art Politikprämie für den Euro. Tatsächlich glauben wir nicht, dass sich die kommenden Ereignisse negativ auf die Währung auswirken werden. Daher bekommst du den Euro gerade mit einem ordentlichen Rabatt."
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Schlüsselperson Nr. 2: Der Präsident der USA
Neben den Entwicklungen in der "Alten Welt" sprechen laut Tan aber auch die Übertreibungen am US-Markt für ein baldiges Wiedererstarken des Euros. "Angesichts hoher Erwartungen an den von Trump versprochenen fiskalischen Stimulus wurde der Dollar anfangs aufgekauft und andere Währungen, wie der Euro, gleichsam geshortet. Dieses Auseinanderdriften ging aber doch ein wenig zu weit", befand der Devisenexperte. "So langsam schrauben die Leute ihre Erwartungen zurück", sagte er und fügte hinzu, dass das US-Konjunkturpaket wohl erst 2018 konkrete Formen annehmen werde - nicht aber schon in diesem Jahr.
Eine Einschätzung, mit der sich auch die Erwartung an die Fed wieder relativieren würde. Demnach gehe man bei der UBS für 2017 nicht von den angekündigten drei, sondern lediglich von zwei Zinsschritten aus. Die Enttäuschung dürfte sich, so das Fazit, auf den Dollar niederschlagen.