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    Inflation 4 Prozent  11850  2 Kommentare Deutsche Sparer könnten enteignet werden

    Der Starökonom Hans-Werner Sinn sieht die Nullzins-Politik der EZB sehr kritisch. Er befürchtet eine Inflation von deutlich über zwei Prozent. Die Folge wäre, dass Sparer nahezu enteignet werden, so Sinn.

    Die EZB ist auf die Bewahrung mittelfristiger Preisstabilität verpflichtet. Diese sei bei einer Inflation von nahe zwei Prozent gegeben - so die Ansicht der EZB. Als genereller Spielraum für Preisstabilität wird eine Inflation von null bis zwei Prozent angesehen.

    In Deutschland ist die Inflation von 1,7 Prozent im Dezember auf 1,9 Prozent im Januar 2017 geklettert. Noch vor zwölf Monaten hatten wir eine Null-Prozent-Inflation und im April 2016 sogar eine Deflation (-0,1 Prozent). Im Euroraum sprang die Inflation von 1,1 Prozent im Dezember auf 1,8 Prozent im Januar 2017 ("Eurostat"). Eigentlich wurde mit einem Anstieg auf 1,5 Prozent gerechnet, siehe hier. Der Januarwert im Euroraum ist der Höchste seit Februar 2013.

    Experten gehen davon aus, dass das EZB-Ziel von zwei Prozent im Euroraum im Februar übertroffen werde. Damit würde Draghis Niedrigzins-Trumpfkarte zunehmend unter Druck geraten ("BoerseARD"). Eine andere Prognose hat der Ökonom Hans-Werner Sinn. Nach seiner Auffassung werde Draghi eine Inflation von bis zu vier Prozent zulassen - das wäre doppelt so hoch, wie Draghis eigentliche Ankündigung ("Focus"). In einem solchen Szenario wird der Realzins extrem negativ. Hans-Werner Sinn prognostiziert, dass es zu einer zunehmenden Enteignung der Sparer kommen könnte. Schon jetzt zahlen bei den niedrigen deutschen Sparzinsen die Sparer drauf. Sie verlieren auf ihr Erspartes Geld.

    Im Interview mit "Tichy" bewertete Sinn die aktuelle Situation so: "Das ist richtige Inflation. Die Kurve der Inflation schießt im Moment senkrecht nach oben" und weiter meint Sinn: "Die EZB sagt, ihr Mandat sei es, Preise stabil zu halten und um Preise stabil zu halten sei eine Inflationrate von knapp unter zwei Prozent zu halten." Sinn bewertet diese EZB-Argumentation als "eine abendteuerliche Scholastik". Mit anderen Wort ausgedrückt: die EZB wähle eine eigensinnige Beweisführung für ihr Vorgehen. Für Deutschland geht Sinn davon aus, dass 2017 die Inflation locker über die zwei Prozent-Marke springen und die EZB davon unbeeindruckt bleiben wird. In den Augen von Sinn ist den Deutschen noch nicht klar, dass es eine EZB-Zielmarge von bis zu vier Prozent gebe. Sinns Rechnung ist folgende: wenn die europäische Inflation über zwei Prozent steigt, dann wird die Deutsche wesentlich höher sein. Laut Sinn gäbe es mehrere Anzeichen dafür, dass die EZB-Logik mit einer Inflation zwischen zwei und vier Prozent spiele.

    Ab März könnte sich vorerst die Inflation beruhigen, denn dann wird der Ölpreis-Effekt nachlassen, so Thomas Gitzel von der VP Bank ("BerlinerZeitung"). Einige sehen die niedrigen Zinsen auch als Segen, denn sie stützen die Konjunktur in der Euro-Zone: es entstehen Arbeitsplätze und Löhne steigen. Dies sieht Hans Werner Sinn anders: "Die deutsche Wirtschaft hat sich nach ihrer Krise vor eineinhalb Jahrzehnten ganz ordentlich berappelt und braucht die Stimulanz der niedrigen Zinsen nicht" ("TheEuropean"). Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger findet jedoch, dass es viel wichtiger sei, dass jetzt die deutschen Arbeitnehmer profitieren, als die Verluste der Sparer zu dramatisieren. Sinn dagegen sagt, der Sparer ist der Dumme. 

     

     

     




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