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    Börsen-Zeitung  465  0 Kommentare Korrektur in Sicht, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Der Dax hat wieder einmal eine beeindruckende
    Rally hingelegt. Ausgehend von einem Stand von unter 10.600 Punkten
    Anfang Dezember hat der deutsche Leitindex binnen drei Monaten rund
    1500 Indexpunkte hinzugewonnen. Er rückte damit auf den höchsten
    Stand seit April 2015 vor. Mit in der Spitze 12.031 Zählern stand er
    jüngst nicht weit von seinem Allzeithoch von 12.391 Punkten entfernt.
    Inzwischen hat es jedoch insbesondere am Freitag deutliche
    Gewinnmitnahmen gegeben. Der Dax ist vor dem Wochenende bis auf fast
    11.700 Zähler zurückgefallen. Damit ist der Index unter das
    Januarhoch von 11.893 Punkten gefallen, was aus charttechnischer
    Sicht als Verkaufsindikator gilt.

    Zu der Rally hat eine ganze Reihe von Faktoren beigetragen. Nach
    wie vor ist die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
    (EZB) der wohl wichtigste Antrieb für den Aktienmarkt, was auch
    erklärt, weshalb sich dieser mittlerweile relativ weit von der
    realwirtschaftlichen Basis entfernen konnte. Dies wird zwar auf
    längere Sicht ein Problem darstellen, kurz- und mittelfristig
    allerdings wohl noch nicht, da die EZB ihren geldpolitischen Kurs
    noch eine ganze Weile weiterführen wird. In den USA zieht die Federal
    Reserve zwar bereits die Zügel an - dies allerdings in einem
    positiveren konjunkturellen Umfeld als in Europa und auch nur mit
    Augenmaß.

    Hinzu kommt, dass der europäische Markt von der Wall Street
    mitgerissen worden ist. Dort gibt es bereits seit vielen Monaten ein
    Rekordhoch der Indizes nach dem anderen. Die Anleger zeigen sich mit
    Blick auf die erhoffte fiskalpolitische Stimulierung durch die neue
    Administration Trump in guter Stimmung. Sie setzen auch darauf, dass
    im laufenden und im kommenden Jahr eine kräftige Expansion der
    Unternehmensgewinne stattfindet, dass also die jüngsten Kursgewinne
    durchaus ihre fundamentale Basis haben.

    Ferner ist auffällig, dass sich die deutschen Nebenwerte längst
    der Hausse in Übersee angeschlossen hatten, so dass MDax und SDax
    neue Rekordstände erreichten. Analysten konnten nur schwache
    Argumente vorbringen, weshalb die Nebenwerte eine deutlich höhere
    Performance aufweisen als die Blue Chips. Der Dax hat nun den
    Rückstand gegenüber den Nebenwerten zumindest verkleinert, und
    scheint - trotz des Rückschlags vor dem Wochenende - nicht unmöglich,
    dass der Index in der neuen Handelswoche das Rekordhoch noch ins
    Visier nimmt. Er dürfte dabei auch weiterhin von dem Anlagenotstand
    der Investoren und damit von der Alternativlosigkeit der Aktienanlage
    profitieren.

    Dass sich der Dax in den kommenden Monaten auf einem Niveau
    oberhalb des bisherigen Rekordstands nachhaltig etabliert, erscheint
    allerdings eher unwahrscheinlich. Die Aktienanleger insbesondere in
    der Eurozone müssen sich nämlich nachsagen lassen, dass sie die
    durchaus ernstzunehmenden politischen Risiken weitgehend ignorieren.

    Die Eurozone und die Europäische Union stehen nach wie vor, wie
    sich in den kommenden Monaten erweisen könnte, auf tönernen Füßen.
    Zwar sind sich die Meinungsforscher weitgehend einig, dass die
    Rechtspopulistin Marine Le Pen bei den französischen
    Präsidentschaftswahlen am 23. April und dann in der entscheidenden
    zweiten Runde am 7. Mai nicht in den Élysée-Palast einziehen wird -
    die Auguren hatten allerdings auch kaum Zweifel daran, dass sich
    Hillary Clinton gegen Donald Trump durchsetzt. Nach dem Skandal um
    die Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau ist der konservative Bewerber
    François Fillon als Wunschkandidat der Börse angeschlagen. Sein
    sozialliberaler Widersacher Emmanuel Macron dürfte hingegen trotz
    seiner wirtschaftsliberalen Agenda nur wenig Begeisterung bei den
    Anlegern (und den Wählern) wecken - so dass eine Protestwahl für Le
    Pen durchaus in den Karten ist.

    Ein erhebliches Risiko stellen auch die niederländischen
    Parlamentswahlen dar, die am 15. März - also bereits in Kürze -
    stattfinden. Ob es den gemäßigten politischen Parteien in einer
    gemeinsamen Kraftanstrengung gelingt, den Rechtspopulisten Geert
    Wilders von der Macht fernzuhalten, ist keineswegs gesichert.
    Unangenehme Überraschungen können auch die kommenden Wahlen in
    Italien und - mit Blick auf das Abschneiden der AfD - Deutschland
    bieten.

    Zu erwarten ist daher, dass nach der Party am Aktienmarkt in Kürze
    eine Katerstimmung einsetzen wird, die dann in eine spürbare
    Korrektur münden dürfte.

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