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     798  0 Kommentare Nobelpreisträger Shiller über die Rekordjagd des DOW

    An den US-Börsen übertrifft ein Rekordhoch das nächste, die Volatilität tendiert gegen Null. Viele Experten werten diesen Trend unkritisch. Der Ökonom Robert Shiller sieht das anders.

    Robert Shiller hält eine Wirtschaftsprofessur an der renommierten Yale Universität. Geht es um Aktienmärkte, gilt der Gelehrte als anerkannter Experte. Um die Jahrtausendwende warnte er frühzeitig vor der Dot-Com-Blase und prognostizierte 2006 die Überhitzung des US-Immobilienmarkts, die als Auslöser der weltweiten Wirtschaftskrise gilt. In einem kürzlich erschienenen Beitrag beschäftigt sich der Ökonom mit den Ursachen der aktuellen Rekordjagd an den US-Börsen.

    Shiller zufolge wird die Rallye von zwei Illusionen getrieben. Zum einen die Wahrnehmung des neuen Präsidenten Donald Trump als eines Machers mit Can-Do-Spirit, der mit wirtschaftlichem Know-How und temperamentvollem Hau-Ruck die US-Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln vermag.

    Trump hatte bei seinem Amtsantritt öffentlichkeitswirksam ein Wirtschaftsprogramm zur Stimulierung der Konjunktur angekündigt, das unter anderem Steuersenkungen für Unternehmen vorsieht, eine Rückkehr zu einer protektionistischen Handelspolitik, massive Deregulierungen, eine expansive Dollarpolitik sowie ein Schulden finanziertes Infrastrukturpaket.

    Was aber mindestens genau so stark wirke, sei Trumps Ausstrahlung. Shiller sieht in ihm einen großen „Motivator“, der die Massen für seine Ideen begeistern könne. Er zieht daraus eine Parallele zur Dot-Com-Blase. Auch damals sei der Markt von einer großen Idee angetrieben gewesen, erklärt er gegenüber Bloomberg. Als das Internet neu aufkam, hätten die Investoren geglaubt, der technologische Fortschritt schaffe neue Marktgesetze. Heute wirke an den Märkten kein illusorischer Fortschrittsglaube, sondern die Idee eines großen Führers. Das Narrativ sei ein neues - die dahinter stehende Idee die selbe: Alles ist anders.

    Die zweite Illusion rufe die Hausse an den Märkten selbst hervor: das Trugbild einer konjunkturellen Aufwärtsbewegung. Insbesondere den Zeitpunkt an dem DOW und S&P 500 ihre Rallye starteten, macht Stiller dafür verantwortlich. Die Börsen hatten nach dem Wahlsieg Trumps signifikant Fahrt aufgenommen. So werde leicht übersehen, dass der DOW bereits lange vor der Wahl, als die Prognosen noch Gegenkandidatin Hillary Clinton als sicheren Wahlsieger ausgewiesen hatten, neun Rekordhöchststände in Folge verbucht hatte.

    Der Anstieg des DOW begann lange vor der Präsdientschaftswahl


    Aber auch diese Rekorde seien letztlich eine Illusion, so der Wirtschaftsprofessor, da die realen Wachstumsraten weit hinter denen zurück stehen, die an den Märkten wirkten. Der DOW sei in den vergangenen 17 Jahren inflationsbereinigt nur um 19% gestiegen, der öffentlich als stark bewertete Aufschwung real gesehen unterdurchschnittlich. Das wolle nur niemand sehen. 

    Die Verknüpfung beider Illusionen erzeugt nach Meinung des Starökonoms eine Verselbstständigung der US-Rallye: „Die Kombination von Trump und die Abfolge von neuen Index-Rekordständen hat die Illusion gefüttert, die dem gegenwärtigen Markt-Optimismus zur Grunde liegt“, so Shiller.
    Spekulationsmärkte wie die Börsen seien schon immer anfällig für Illusionen. Aus der Erkenntnis, dass eine Illusion die Märkte treibe, sei allein also nichts gewonnen. Das Problem sei, dass Investoren nur schwer gegen sie spekulieren könnten: sie könnten die Illusion nur glauben, oder glauben, dass sie von anderen Investoren geglaubt wird.

    Daraus resultiere ein Markt, der inhärente ökonomische Risiken vernachlässige, d.h. nicht einpreist. Darin liege die große Gefahr illusorisch motivierter Märkte. 

    Wenn es Trump nicht gelänge, für nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sorgen. Wenn seine Wähler merkten, dass sie nicht wie erhofft von der ultraliberalen Politik profitieren. Dann, fürchtet Shiller, könne die Stimmung an den Märkten mit der gleichen Wucht in ihr Gegenteil umschlagen.

    (DW)




    Dominik Weiss
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    Dominik Weiss hat an den Universitäten Bielefeld und Salzburg Medien- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er ist zuständiger Redakteur für Wirtschaftsnachrichten bei der Euro Advisor Services GmbH (www.fundresearch.de).
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    Verfasst von Dominik Weiss
    Nobelpreisträger Shiller über die Rekordjagd des DOW An den US-Börsen übertrifft ein Rekordhoch das nächste, die Volatilität tendiert gegen Null. Viele Experten werten diesen Trend unkritisch. Der Ökonom Robert Shiller sieht das anders.

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