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    Börsen-Zeitung  513  0 Kommentare Entpolitisieren, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - Das ist harter Tobak: Wenn der Euro die nächste
    Krise überleben solle, brauche es dringend mehr Kontrolle und
    Rechenschaftspflicht der Europäischen Zentralbank (EZB), mahnt
    Transparency International. So richtig es ist, dass die EZB mitunter
    immer noch zu sehr einer "Blackbox" ähnelt, so wenig wäre aber wohl
    am Ende irgendjemandem gedient mit einer durch und durch "gläsernen
    Zentralbank". Viel entscheidender ist ohne etwas ganz anderes: dass
    die EZB endlich aus der Rolle des Dauer-Ausputzers der Euro-Politik
    herausfindet.

    Die EZB betont zu Recht, dass sie in Sachen Transparenz bereits
    einiges getan hat - auch wenn sie oft erst nach Pannen oder auf
    öffentlichen Druck hin reagiert hat. Positiv stechen die
    Sitzungsprotokolle hervor. Immer wieder aber gab es auch
    Negativbeispiele - etwa bei den Notfallkrediten für Hellas-Banken
    (ELA) oder beim "Geheimabkommen" Anfa über Wertpapierkäufe der
    nationalen Zentralbanken. Da hat sich die EZB mit ihrer lange geübten
    Geheimniskrämerei nicht mit Ruhm bekleckert und Vertrauen verspielt.

    Für die EZB besteht da also noch Luft nach oben und es macht Sinn,
    einige der Vorschläge von Transparency zu prüfen, wie noch mehr
    Transparenz bei Lobbykontakten oder auch eine Offenlegung der
    privaten Geldanlagen der Notenbanker. Absolut richtig ist auch, dass
    bei der Bankenaufsicht andere Maßstäbe gelten müssen als bei der
    Geldpolitik. Das aber ist eine Gratwanderung: Die Unabhängigkeit in
    der Geldpolitik ist ein hohes Gut. Nur zu gerne würde sich mancher
    Euro-Politiker über diese Hintertür mehr Einfluss auf die Geldpolitik
    sichern.

    Statt einer immer mächtigeren und politischeren EZB immer mehr
    Transparenz abzuverlangen, wäre es besser, die Machtfülle zu
    beschneiden und die EZB zu entpolitisieren. Innerhalb der "Troika"
    der Euro-Retter hat die EZB ihr Profil bereits zurückgefahren.
    Richtig wäre es, wenn sie die Troika schnellstmöglich verlassen
    würde. Vieles spricht auch für die Trennung von Geldpolitik und
    Aufsicht. Und schließlich tut sich die EZB selbst keinen Gefallen,
    wenn sie stets geldpolitisch in die Bresche springt, wenn die Staaten
    ihrer Verantwortung nicht gerecht werden und überfällige Reformen
    oder die nötige Konsolidierung verweigern.

    Mancher unkt, die EZB sei in der Krise zu einer
    Quasi-Euro-Wirtschaftsregierung geworden. Teils ist die EZB aus Not
    in neue Rollen gestolpert, teils ist sie von der Politik gedrängt
    worden. Teils aber hat es einigen Notenbanker wohl auch
    geschmeichelt, dass ohne sie scheinbar nichts mehr ging. Das aber
    kann sehr schnell nach hinten losgehen - für das gesamte Projekt
    Euro.

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