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    MiFID II  1072  0 Kommentare „Trend zu Fondsfusionen und -auflösungen dürfte sich verschärfen“

    MiFID II steht vor der Tür, UCITS V ist gerade umgesetzt, UCITS VI steht vor der Tür: Die Regulierung kennt keinen Stillstand. Anja Schlick, verantwortlich für den Geschäftsbereich Financial Assets Deutschland bei Hauck & Aufhäuser, über die Auswirkungen auf die deutsche Fondsbranche. Teil zwei des Interviews folgt morgen.

     

     FundResearch: Mit welchen Änderungen ist im Zusammenhang mit MiFID II bei den Vertriebsprovisionen zu rechnen?

     Anja Schlick: MiFID II sieht ein gleichgestelltes Nebeneinander von Honorar- und Provisionsberatung vor, sodass in der Finanzberatung auch nach Inkrafttreten am 3. Januar 2018 aller Voraussicht nach provisionsbasierte Geschäftsmodelle zu finden sein werden. Die Vereinnahmung von Provisionen durch Finanzberater ist dabei an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. MiFID II konkretisiert insbesondere die Offenlegungspflichten und definiert, worin eine Qualitätsverbesserung bei der Beratung besteht, die allein den Erhalt von Provisionen rechtfertigen kann. Endgültige Klarheit über alle Details wird erst herrschen, wenn der Gesetz-geber im Sommer mit dem Zweiten Finanzmarktnovellierungsgesetz die finale Fassung der Umsetzung der Richtlinie verabschiedet.

     FundResearch: Gibt es Punkte, die auf jeden Fall kommen werden?

    Anja Schlick: Etliche Rahmenbedingungen gelten als sicher gesetzt: Der Provisionsberater muss sämtliche monetären und nicht-monetären Zuwendungen offenlegen – und zwar in Euro und Cent Jahr für Jahr im Rahmen eines rückblickenden Kostenreports. Möglich ist eine Beratung nach Provisionsmodell dabei ausschließlich, wenn sie mit zusätzlichen Dienstleistungen oder Services auf höherem Niveau einhergeht. So müssen die vereinnahmten Provisionen etwa für regelmäßige Kunden-Reportings, Online-Tools oder auch eine systematische Depotüberwachung und dynamische Asset-Allokation genutzt werden. Dabei ist die Qualitätsverbesserung vom jeweiligen Berater zu dokumentieren und muss von einem Wirtschaftsprüfer testiert werden. Demgegenüber sind unabhängige Anlageberater und Vermögensverwalter von einer Provisionierung komplett ausgeschlossen. Dieses Verbot der Zuwendungen von Produktanbietern in der Vermögensverwaltung und der unabhängigen Beratung sollte dazu führen, dass Fondsgesellschaften neben der provisionierten eine institutionelle Anlageklasse ihrer Publikumsfonds ohne jegliche Provision anbieten werden.

     FundResearch: Inwiefern sind Fondsgesellschaften sonst von den MiFID II-Anforderungen betroffen?

    Anja Schlick: Zwar ist der Löwenanteil des durch die schärferen Vorschriften verursachten Aufwands – Experten schätzen die Kosten auf rund 2,5 Milliarden Euro Anfangsaufwand plus 700 Millionen Euro jährlicher Folgekosten – von den Banken zu stemmen. Jedoch sind auch die Fondsgesellschaften massiv betroffen, ohne dass sie direkte Adressaten der Regulierung wären. Sie müssen künftig eine weit über das heutige Maß hinausreichende Datenmenge bereit halten und geeignete Schnittstellen liefern können, damit der Vertrieb das jeweilige Produkt anforderungsgemäß beurteilen kann. Dabei sind die Gesellschaften wie alle Anbieter von Investmentprodukten zu einer Vertriebssteuerung und -überwachung angehalten. Konkret ist vorgesehen, dass die Produktanbieter für jedes Instrument einen Zielmarkt festlegen und laufend beobachten, ob Instrument und Zielmarkt noch zueinander passen. Auch hier stehen letzte Details noch aus. Der zu erwartende damit verbundene Aufwand wird aber aller Voraussicht nach dafür sorgen, dass viele Fondsgesellschaften ihr Angebot straffen werden. Gerade bei Nischenprodukten mit kleinerem Volumen könnte sich der schon heute zu beobachtende Trend zu Fondsfusionen und -auflösungen nochmals deutlich verschärfen, weil sich Überwachungs- und Dokumentationsaufwand vielfach kaum lohnen dürften. Eine derartige Konsolidierung und die zu erwartende weitere Standardisierung von Produktdesign und Vertriebssteuerung hält allerdings naturgemäß auch Chancen bereit: Insbesondere unabhängige Vermögensverwalter werden die Neuordnung nutzen, um sich mit intelligenten Investmentlösungen für unterschiedliche Kunden­bedürfnisse noch besser zu positionieren.




    Dominik Weiss
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    Dominik Weiss hat an den Universitäten Bielefeld und Salzburg Medien- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er ist zuständiger Redakteur für Wirtschaftsnachrichten bei der Euro Advisor Services GmbH (www.fundresearch.de).
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    Verfasst von Dominik Weiss
    MiFID II „Trend zu Fondsfusionen und -auflösungen dürfte sich verschärfen“ MiFID II steht vor der Tür, UCITS V ist gerade umgesetzt, UCITS VI steht vor der Tür: Die Regulierung kennt keinen Stillstand. Anja Schlick, verantwortlich für den Geschäftsbereich Financial Assets Deutschland bei Hauck & Aufhäuser, über die Auswirkungen auf die deutsche Fondsbranche. Teil zwei des Interviews folgt morgen.

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