Es bleibt dabei
Linde-Aktionäre haben bei Praxair-Fusion weiterhin nichts zu melden
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist heute mit ihrem Abstimmungsantrag rund um die Praxair-Linde-Fusion zum zweiten Mal abgeblitzt. Laut dem Münchener Industriegasekonzern gebe es hierzu keine Rechtsgrundlage.
In den Führungskreisen von Linde will man den Zusammenschluss mit dem US-Rivalen Praxair unbedingt, unter den Arbeitnehmern und Aktionären sieht man das 60-Milliarden-Euro-Projekt hingegen kritisch. Während erstere verständlicherweise um ihre Arbeitsplätze fürchten, fühlen sich die Eigentümer schlichtweg übergangen, bedarf es doch laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs für strukturverändernde Maßnahmen eigentlich immer die Zustimmung der Aktionäre.
Und als strukturverändernd wird das Vorhaben allemal angesehen. "Wir sind der Ansicht, dass diese Fusion das Unternehmen derart gravierend verändern würde, dass eine solche Entscheidung nicht ohne die Zustimmung der Aktionäre getroffen werden darf", erklärte DSW-Vizechefin Daniela Bergdolt gegenüber "Reuters".
Bei Linde sieht man das offenbar anders. Bereits zum zweiten Mal lehnte der Konzern am Dienstag einen Abstimungsantrag der DSW ab, mit der Begründung, dass es hierfür keine Rechtsgrundlage gebe. Sollte es zu der Fusion kommen, dann werde die neue gemeinsame Holdinggesellschaft den Linde-Aktionären ein öffentliches Umtauschangebot unterbreiten. "Auf Grundlage dieses Umtauschangebots kann jeder Linde-Aktionär eigenständig und direkt entscheiden, ob er im Rahmen des geplanten Zusammenschlusses mit Praxair seine Linde-Aktien in Aktien der neuen Holdinggesellschaft tauschen will oder nicht", hieß es von den Juristen. Für den Deal müssen drei Viertel der Linde-Aktien umgetauscht werden.
Die Entscheidung, die nach Möglichkeit noch vor der Hauptversammlung am 10. Mai getroffen werden soll, könnte letztlich an Linde-Aufsichtsratsschef Wolfgang Reitzle allein hängen bleiben. Denn im Falle eines Patts zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern hat er doppeltes Stimmrecht.
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Reitzle ist in jedem Fall gewillt, die Übernahme durchzudrücken - noch zu Beginn des Jahres vermutete die BaFin eine ganz persönliche Motivation hinter dieser Haltung. Der anfängliche Verdacht lautete auf Insiderhandel, da Reitzle im vergangenen Sommer mehrmals Linde-Aktien in einem Gesamtwert von rund einer halben Million Euro gekauft hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Fusion bereits unternehmensintern diskutiert. Die vorligenden HInweise reichten jedoch nicht aus, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.