Wenig Wachstum und überbewertete Aktien - Seite 2
Lance Roberts hat ausgerechnet, dass seit 2008 über diverse Bailouts, sonstige Subventionen und Hilfen, sowie durch die verschiedenen QE-Programme 33 Bill. Dollar aufgewendet wurden. Setzt man diese Interventionen von Regierung und Fed in Beziehung zum BIP-Wachstum, so ergibt sich, dass pro 33,56 Dollar lediglich ein Dollar Wirtschaftswachstum erreicht wurde.
Lance Roberts hat auch gezeigt, dass seit 2009 lediglich 13% der berichteten Gewinne pro Aktie von Umsatzwachstum stammen. Anders herum: 87% kommen durch veränderte Vorschriften bei der Rechnungslegung, durch Aktienrückkäufe, Abschreibungen, Buchhaltungstricks oder schlicht durch Betrug zustande.
Demgegenüber feiern die Aktienkurse ein Hoch nach dem anderen. Die Marktkapitalisierung im S&P 500 liegt im Verhältnis zum Umsatz der im Index enthaltenen Unternehmen aktuell bei 1,83 und damit noch etwas unter der historischen Spitze aus 2000 bei rund 2. Mit anderen Worten, die Unternehmenswerte liegen nahezu doppelt so hoch wie der Umsatz, den sie schaffen (Chartquelle).
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Die „Earnings Yield“, das inverse KGV, zeigt die Rentabilität einer Investition in ein Unternehmen, indem es den von ihm erwirtschafteten Gewinn in Beziehung zum Anteilspreis setzt. Der Wert liegt aktuell bei knapp 4% und damit historisch niedrig. Zuletzt war diese Rendite nur zwischen 1998 und 2002, sowie 2009 noch niedriger (Chartquelle).
Damit wird deutlich: Die Unternehmen in den USA sind im historischen Maßstab sehr hoch bewertet – bis zu einem neuen Rekord fehlt nicht mehr viel. Hinzu kommt erschwerend, dass es mit der Qualität der Unternehmensgewinne schlecht bestellt ist und die US-Wirtschaft nur mit einem enormen finanziellen Aufwand nach 2008 auf einen bestenfalls mittelprächtigen Wachstumskurs zurückgeführt werden konnte. Wirtschaftswachstum ist die hauptsächliche Quelle für (solide) Unternehmensgewinne und diese wiederum sind die hauptschliche Triebkraft für die Bewertung von Unternehmen und damit der Aktienkurse. Das sind insgesamt sehr tönerne Füße, auf denen der 2009 losgetretene Bull-Run steht.
Nun ist aber auch klar, dass solche Argumente lange Zeit nicht besonders zugkräftig sind – insbesondere in einer Phase des spekulativen Überschwangs, in der hauptsächlich die Frage zählt, was denn wohl die anderen Marktteilnehmer tun. Dieser Herdentrieb blendet die Sicht auf die Realität aus, entscheidend sind Gerüchte, Erwartungen, Hoffnungen. In aktuellen Fall sind es hauptsächlich (immer noch) die vermuteten Segnungen der Trumponomics.