Evonik sieht sich für Zukunft gut gerüstet
(Neu: Aussagen von Evonik-Aufsichtsratschef Müller, Aktienkurs)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik blickt trotz zahlreicher Herausforderungen weiter zuversichtlich nach vorne. Der Konzern sei auch für die kommenden Jahre "gut gerüstet", sagte der scheidende Evonik-Chef Klaus Engel am Dienstag auf der Hauptversammlung in Essen. Der MDax -Konzern sei strategisch und operativ "sehr gut aufgestellt". Evonik erfülle alle Voraussetzungen, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten und attraktive Wachstumschancen zu nutzen. "Deswegen kann ich Evonik zuversichtlich in die Hände meines Nachfolgers übergeben", erklärte Engel vor den Aktionären.
Nach der Hauptversammlung übernimmt der bisherige Vize Christian Kullmann die Leitung des Konzerns mit weltweit gut 35 000 Mitarbeitern. Am 1. Juni will der 48-jährige laut früheren Angaben bei einer Investorenkonferenz in London ein Update zur Strategie liefern. Im vergangenen Jahr untermauerte die Milliarden-Akquisition wichtiger Geschäfte des US-Konkurrenten Air Products bereits Kullmanns Anspruch auf den Spitzenjob. Der ehemalige BASF-Manager Harald Schwager wird zudem Anfang September stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Evonik, mit der Zuständigkeit für Chemie und Innovation. Er gilt als ausgesprochener Kenner der Branche.
Mit den jüngsten Übernahmen verringert Evonik seine starke Abhängigkeit von einzelnen Produkten. Dort weht ein rauer Wind: Die Margen bei wichtigen Evonik-Produkten wie etwa Tierfutter-Einweiß stehen unter Druck, Kullmann muss kämpfen, um die Dividendenwünsche des Evonik-Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller für die RAG-Stiftung zu erfüllen. Evonik gehört mehrheitlich der deutschen Steinkohlestiftung. Diese muss aus ihren Einnahmen die Folgelasten des Steinkohlebergbaus finanzieren. Engel betonte, dass Evonik dauerhaft ein "attraktiver Dividendenwert" sei. Er bestätigte auch die Prognosen für 2017.
"Herr Engel hat den ursprünglichen Mischkonzern Evonik auf die Chemie konzentriert, erfolgreich an die Börse gebracht und zu einem führenden Unternehmen der Spezialchemie mit hervorragenden Perspektiven entwickelt", erklärte Müller bereits bei der Ankündigung des Wechsels Anfang März. Er habe auch das Vermögen bei Evonik zusammengehalten, einen Nachfolger aufgebaut und zuletzt zwei gute Zukäufe getätigt, ergänzte er nun vor den Aktionären. Engel war 2007 zur Führung der damaligen Degussa in den Evonik-Vorstand berufen worden und führte diesen seit 2009.
Die Evonik-Papiere waren im April 2013 mit einer Erstnotiz von 33 Euro an der Börse gestartet. Im Sommer 2013 fielen sie unter die Marke von 24 Euro. Ihren höchsten Stand erreichten sie im August 2015 bei knapp 37,75 Euro. Davon sind sie mit derzeit 31,30 Euro trotz der jüngsten Kursgewinne noch einiges entfernt.
In der Branche ist derzeit viel Bewegung. Erst am Montag wurde ein weiterer Megadeal in der Chemieindustrie bekannt: Der Schweizer Konzern Clariant will mit dem US-Konkurrenten Huntsman zusammengehen. Der Wert des neuen Spezialchemiekonzerns HuntsmanClariant liegt bei rund 20 Milliarden US-Dollar. Mit einem Umsatz von etwa 13,2 Milliarden Dollar sind sie die neue Nummer zwei im Spezialchemiegeschäft hinter Evonik, wenn Aktionäre und Behörden zustimmen./jha/nas/stb