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     3306  0 Kommentare Stopp-Loss-Kamikaze


    Eine geniale Strategie !

    Der Optimismus sei an den Börsen trotz der neuen Höchstkurse noch nicht allzu groß, so hört man überall. So, so. Nun gut, ich glaube ja sowieso, dass man so etwas nicht messen kann. Andererseits kenne ich niemandem mehr, der noch Positionen besitzt und diese nicht durch Stopp-Loss-Aufträge abgesichert hat.

    Jeder, der im letzten Zyklus noch nicht einmal wusste, wie man Stopp-Loss schreibt, hat heute selber einen. (Und die historische Pointe dabei ist, dass man Stopp-Loss im vergangenen Zyklus auch noch anders schrieb!)

    Heute hat also jeder seinen Lebensabschnittspartner, seine Tätowierung und seinen Stopp-Loss. Doch was individuell vernünftig klingt, mutiert im Aggregat zur Katastrophe. Denn wenn plötzlich alle ihre Lebensabschnittspartner wechseln wollen, wer soll sie dann aufnehmen? Tätowierungen gehen ja sowieso nicht mehr ab, und wenn dann die Kurse einmal heftiger sinken werden, fangen plötzlich überall die Stopp-Loss-Aufträge an zu blinken. Und dann blinkt es und blinkt – und der einzige Trost ist dann, dass der Abstieg wenigstens beleuchtet ist. Dann werden vielleicht gar keine Kurse mehr festgestellt zu bestimmten Zeiten – dafür blinkt es dann überall und beleuchtet den Weg nach unten in wunderbarer roter Farbe.

    Der Fisch beißt in den Wurm und schluckt ihn herunter. So lange niemand an der Leine zieht, ist es ein treffliches Geschäft. Doch wenn dann alles wieder zurück geht, begreift selbst ein Fisch, was ein Widerhaken ist. Denn ein Widerhaken ist ein Haken, in den man glänzend hinein kommt, aber nicht mehr lebend heraus kommt.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Stopp-Loss-Kamikaze Eine geniale Strategie ! Der Optimismus sei an den Börsen trotz der neuen Höchstkurse noch nicht allzu groß, so hört man überall. So, so. Nun gut, ich glaube ja sowieso, dass man so etwas nicht messen kann. Andererseits kenne ich …