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    US-Dollar  2455  0 Kommentare Geliebt, gehasst, nicht geschasst

    Einst war der US-Dollar eine besonders beliebte Währung, nun wenden Investoren sich ab. Der Status als Reservewährung scheint aber sicher - von Carsten Lootze

    Steven Englander von Barclays Capital und Christian Pohl von der Deutschen Bank haben zwei Gemeinsamkeiten: Nicht nur, dass sie beide als Währungsstrategen arbeiten. Beide nutzen die Urlaubszeit gern, um ihre Wohnorte London beziehungsweise Frankfurt zu verlassen und in die USA zu fliegen. In den kommenden Monaten dürfte das aus ihrer Sicht vor allem für Shoppingbegeisterte noch interessanter werden. "So einen Ausflug kann ich nur empfehlen", sagt Pohl. Denn er erwartet ebenso wie Englander, dass der Dollar gegenüber dem Euro noch schwächer werden wird.

    Mit dieser Meinung stehen Englander und Pohl nicht allein. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter 1851 Finanzexperten hat ergeben: Der Dollarstimmungsindex notierte im September bei 30,8 Punkten; im August waren es 38,8 Punkte. Werte unter 50 bedeuten, dass die Befragten in den kommenden Monaten einen schwächeren Dollar erwarten. "Der Dollar sieht so schrecklich aus wie das Britische Pfund Sterling nach dem Zweiten Weltkrieg", sagt David Bloom, leitender Währungsstratege bei der britischen Bank HSBC. Ihm und vielen seiner Kollegen zufolge sind die Aussichten noch schlechter.

    Dafür nennen die Währungsstrategen vier Hauptgründe: Die anhaltend gute Investorenstimmung, dass die US-Notenbank die Zinsen später anheben wird als andere Zentralbanken, die Diskussion um ein Ende des Dollar als Reservewährung und das Ziel der G20-Staaten, die weltweiten Handelsströme auszugleichen.

    Dollarpapiere für 97,5 Milliarden haben Investoren im Juli verkauft, zeigen Zahlen des US-Finanzministeriums. Dazu zählen Aktien, Staatsanleihen und Derivate, die in der US-Währung notieren. Im Juni hatten sich Anleger von Dollarpapieren im Wert von 56,8 Milliarden getrennt. Das hat den Dollar geschwächt, weil Währungen zum Großteil indirekt über solche Wertpapiere gehandelt werden. "Vor allem ausländische Investoren waren nicht willens, in den Dollar zu investieren", sagt Mark Tan von der US-Bank Goldman Sachs.

    Warum ziehen sich Anleger aus Aktien, Anleihen und Derivaten, die auf Dollar lauten, zurück? "Die Entwicklung des Dollar wird mittlerweile fast ausschließlich von der Risikoneigung der Investoren bestimmt", sagt Währungsstratege Armin Mekelburg von der Unicredit. Er hat den Verlauf des Dollarindex mit dem des Unicredit-Risikoindikators verglichen. Das Ergebnis: Seit Beginn der Finanzkrise im August 2007 hängt die Bewegung des Dollarindex zu rund 60 Prozent von der Entwicklung des Risikoindikators ab (siehe Investor-Info). Infolge steigender Stimmungsindikatoren und besserer Konjunkturdaten sind immer mehr Investoren bereit, höhere Risiken für höhere Renditen in Kauf zu nehmen. Während starke US-Konjunkturdaten den Dollar vor der Krise in der Regel unterstützten, nähren sie nun die Risikofreude der Anleger. Das sorgt wiederum dafür, dass die Anleger Investitionen aus den USA in andere, für sie renditeträchtigere Regionen verlagern. Ähnlich war es zwischen 2003 und 2007, als der Dollar trotz guter US-Konjunkturdaten an Wert verlor.
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