Buy or Goodbye
Warum Lazio Rom ein beinharter Investment-Tipp ist und Boeing aus dem Depot fliegt
David Waschnig und Marcus Wessel legen sich fest. Die Smart
Investor-Fachjournalisten begründen, warum die Himmelblauen aus der ewigen Stadt aus Investorensicht ein Siegtreffer sind. Und die US-amerikanische Flugzeug- und Rüstungsschmiede den
Renditeturbo Ihres Depots nicht mehr antreiben wird.
Buy: Lazio Rom
Der börsennotierte Fußballklub Lazio Rom ist unter allen europäischen Hauptstadtclubs der mit Abstand günstigste: Aktuell beträgt seine Marktkapitalisierung geradezu lächerliche 80 Mio. EUR. Dagegen wird der Stadtrivale AS Rom mit über 300 Mio. EUR bewertet, der AC Mailand wechselte für zuletzt 700 Mio. EUR den Besitzer, und die „alte Dame“ Juventus Turin wird aktuell mit der astronomischen Summe von 1.700 Mio. EUR bepreist.
Der aktuelle Börsenwert entspricht unserer Ansicht nach nicht einmal ansatzweise dem wahren Wert Lazios. Der Club ist nämlich einer der wenigen in Europa, welcher seit Jahren schwarze Zahlen schreibt und seine Bilanz ständig verbessern konnte. Dies ist vor allem auf Claudio Lotito zurückzuführen, welcher den Club mit eiserner Faust regiert. 2004 kaufte der gebürtige Römer das erste Aktienpaket an den im Volksmund „Biancocelesti“ („Die Weis-Himmelblauen“) genannten Verein. Mit dieser Akquisition rettete er den Club vor dem Bankrott. Heute ist der Verein laut einem Gutachten von mehreren Wirtschaftsprüfern etwa 300 Mio. EUR wert. Wurde man den Superstar Sergej Milinkovic-Savic verkaufen, der auf einen Wert von 65 Mio. EUR taxiert wird, und das ungenutzte Immobilienportfolio liquidieren, hatte man mehr als 80 Mio. EUR in der Tasche und bekäme den restlichen Verein quasi gratis.
Lazio ist damit das günstigste Fußballpapier in ganz Europa – mit einer hohen Chance auf Sondergewinne. So wurde eine erfolgreiche Champions-League-Qualifikation dessen Kassen überquellen lassen. Der Stadtrivale AS Roma hat durch seinen Champions-League-Ausflug 2017/2018 rund 84 Mio. EUR zusätzlich erwirtschaftet. Im Falle Lazios konnte das Champions-League-Geld als reiner Gewinn verbucht werden, da der Verein schon bisher profitabel gewesen ist – und eine Qualifizierung für die Champions League in den kommenden Jahren erscheint aus sportlicher Sicht gar nicht unwahrscheinlich. Ein langfristiger Investor kann mit S.S. Lazio S.p.A., so der offizielle Name der Gesellschaft, vermutlich noch viel Spaß haben – als Investor wie auch als Fan.
Autor: David Waschnig, Smart Investor
Goodbye: Boeing
Lesen Sie auch
Die besten Zeiten scheinen beim US-Konzern Boeing tatsachlich der Vergangenheit anzugehören. Nachdem man in Seattle viele Jahre mit einer Mischung aus Arroganz und Überheblichkeit auf den Konkurrenten Airbus heruntergeblickt und Innovationen verschlafen hatte, schlitterte der Flugzeugbauer in ein bislang nur in Ansätzen überhaupt abschätzbares Debakel. Die Abstürze von zwei baugleichen 737-MAXMaschinen im Oktober 2018 und Marz 2019 zogen ein weltweites Flugverbot nach sich, das Boeing und seinen Airlinekunden täglich Millionen kostet. Seitdem müssen sich die Manager um CEO Dennis Muilenburg unbequemen Fragen nach Verantwortung, Schlampereien und Versagen stellen. In den USA drohen Schadenersatzklagen in Milliardenhohe und ein Reputationsverlust, der irreparabel sein könnte.
Gleichzeitig gerät Boeing gegenüber Airbus immer weiter in die Defensive. Erst kürzlich musste das Unternehmen Triebwerksprobleme beim neuen Langstreckenjet 777-8 einräumen. Damit steht nicht nur die für das kommende Jahr geplante Markteinführung auf der Kippe – lukrative Auftrage konnten nun auch von den Airlines auf die andere Seite des Atlantiks verschoben werden. Das mit einem Rekordverlust von 2,9 Mrd. USD abgeschlossene zweite Quartal durfte somit nur ein Vorgeschmack auf das sein, was dem Flugzeugbauer angesichts seiner vielen Baustellen womöglich noch droht. Zudem ist die Aktie im Vergleich zum europäischen Konkurrenten hinsichtlich fast jeder Kennzahl wesentlich höher bewertet. Als Anleger sollte man möglichst bald die Reißleine ziehen: Der Sinkflug der Aktie hat gerade erst begonnen. Das charttechnische Bild wirkt zwar noch nicht desolat. Allerdings ist der Aufwärtstrend der letzten beiden Jahre gebrochen wurden, was ein Indiz für weiter sinkende Kurse ist.
Autor: Marcus Wessel, Smart Investor