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    Kapitalmarkt-Standpunkt  161  0 Kommentare „Der nächste Tiefschlag“


    Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG:

    Fassen wir simpel die letzten zwei Jahre in einer Aufzählung zusammen, wie Sie die Menschen (u.a. Konsumenten, Häuslebauer, Aktionäre und Anleihegläubiger) realisieren: Coronapandemie, steigende Inflation, veränderte Gesetzgebung und politisches Herumgeeier im Rahmen der Klimapolitik, Erhöhung der Leitzinsen, Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und damit potenzielle militärische Bedrohung des Westens, Inflationsraten – die gefühlt im zweistelligen Bereich liegen, Bauzinserhöhung, drastische Erhöhung der Leitzinsen durch die Zentralbanken und Angst vor Energieknappheit / -kosten. Eine ungute Mischung, die zu steigender Arbeitslosigkeit und zumindest stagnierenden Aktienkursen geführt haben.

    Insolvenzen von verschiedenen Bauträgern, z.B. Gerchgroup oder Euroboden, haben bei den Kapitalmarkt-Investoren deutliche Spuren hinterlassen. Mittelständische Zulieferer, wie u.a. aus der Holzbranche leiden auch unter dem „Fast-Baustopp“ in Deutschland. Das Ifo-Institut für Weltwirtschaftsforschung ermittelt in der Wohnungsbaubranche den schlechtesten jemals gemessenen Wert für das Geschäftsklima. Der Index fiel auf 54,8 Punkte. Das ist der tiefste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991. Der Septemberwert fiel noch einmal um 4,6 Punkte schlechter aus als der im Vormonat August.

    Aber auch andere Unternehmen / Branchen haben bei der – man muss es leider sagen – ehemaligen besten Exportnation tiefe Narben bekommen. Wirtschaftlich geht es Deutschland schlecht. Der Internationale Währungsfonds rechnet für dieses Jahr mit einer Rezession – die Bundesregierung hat ihre positive Prognose (+0,4%) einkassiert. Die wirtschaftliche Lokomotive Europas, hat zunehmend die rote Laterne.

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    In dieser Phase sind die sogenannten „Midtermwahlen“ in Deutschland, nämlich die Landtagswahlen in Bayern und in Hessen ein gefühlter Meilenstein gewesen. Ein klarer (un)kontrollierter Rechtsruck sollte wohl die etablierten Parteien aus ihrer Selbstverliebtheit lösen. Der umgekehrte „Schrei nach Liebe“. Die Wahlen in Bayern und Hessen hatten zwar hauptsächlich nationale Bedeutung, konnten jedoch aufgrund ihrer politischen Signalwirkung für Europa und die Weltmärkte nicht ignoriert werden. In dieser Situation, in der sich Deutschland endlich mal mit sich selbst beschäftigen hätte und sich gesellschaftlich sowie auch wirtschaftlich wieder hätte neu ausrichten können, kommt der nächste exogene Schock, der ureigene Existenzängste der Menschen wieder aufpoppen lässt und den Konsum, da muss man kein Prophet sein, erneut nachhaltig hemmen wird. Zumal die vermeintliche Protestpartei eigentlich nur wie ein klassischer Brunnenvergifter wirkt und letztlich ausschließlich negative Effekte verursacht und sich damit ihre Wähler selbst züchtet. Aber wer hier innenpolitisch Führung aus Berlin erwartet hatte, bekam sie eben nicht. Einziger Hoffnungsschimmer in Europa ist da derzeit die Reaktion und hohe Wahlbeteiligung der Polen.

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