Auslieferungen verzögern sich
Immer wieder Ärger mit Boeing: Ryanair muss Flüge streichen!
Die Qualitäts- und Sicherheitsprobleme von Boeing kommen inzwischen bei den Airlines an. Ryanair dürfte weniger Flugzeuge als geplant erhalten und wird im Sommer wohl Flüge streichen müssen.
- Ryanair muss Flüge streichen
- Boeing liefert weniger Flugzeuge
- Anleger wenig begeistert, Boeing-Aktie verliert
Europas größte Billigflug-Airline Ryanair wird womöglich ausgerechnet in der starken Sommersaison Flüge streichen und Abstriche in der Flugplanung machen müssen. Grund hierfür sind Lieferverzögerungen bei Boeing, das nach gravierenden Qualitäts- und Sicherheitsmängeln weiter unter Druck steht.
Ryanair-CEO fällt vernichtendes Urteil
Die ursprüngliche Planung von Ryanair hatte vorgesehen, bis Ende April mit 57 neuen Flugzeugen aus dem Hause von Boeing beliefert zu werden. Boeing selbst hatte diese Zahl aber bereits nach unten revidieren müssen, denn nach den erneuten Problemen mit seinem Volumenmodell 737 MAX-9 kommt es zu Produktions- und Lieferverzögerungen – auch weil die US-Flugsicherheitsbehörde FAA interveniert und Boeing die Überprüfung seiner Qualitätssicherungsprozesse angekündigt hatte.
Schenkt man den aktuellen Aussagen von Airline-Gründer und CEO Michael O'Leary Glauben, könnte diese Zahl sogar noch deutlich geringer sein. Er befürchtet, Ryanair könnte bis zum Start der Sommersaison sogar mit gerade mal 30 bis 40 neuen Flugzeugen beliefert werden und wird mit der Aussage zitiert, man wisse wirklich nicht, wie viele neue Einheiten man letztlich von Boeing erhalten würde. Ein vernichtendes Urteil für den Flugzeugbauer.
Sommerflugplan könnte durcheinandergeraten
Als Konsequenz aus den Lieferverzögerungen könnte Ryanair im Sommer Flüge streichen müssen, denn das Unternehmen kalkuliert, um möglichst niedrige Flugpreise anbieten zu können, einerseits äußerst knapp und setzt dabei andererseits auf eine möglichst hohe Auslastung seiner Flugzeugflotte. Aus dem Bestand können daher durch Lieferverzögerungen entstehende Lücken kaum gefüllt werden.
Von den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden und der Aussicht auf Turbulenzen im Sommerflugplan sind Anleger am Montag wenig begeistert. Die Aktie legt den Rückwärtsgang ein und verliert moderate zwei Prozent. Vor allem das Timing der heutigen Bekanntgabe ist äußerst schlecht, erst vor rund vier Wochen hatte das Unternehmen seine Gewinnprognose für 2024 senken müssen.
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Bei Boeing hingegen zeigen sich Anleger bislang völlig unbeeindruckt, Kummer ist man hier inzwischen gewohnt. Die Aktie notiert zum Wochenauftakt in einem bislang freundlichen Gesamtmarktumfeld mit leichten Zugewinnen. Allerdings steht hier seit dem Jahresanfang ein Verlust von rund 23 Prozent zu Buche.
Fazit: Boeing unverändert kein Kauf
Der Ärger um Flugzeugbauer Boeing reißt nicht ab. Nachdem etliche Jets nach einer Anordnung der FAA wochenlang am Boden bleiben mussten, führen langsam Produktions- und Lieferverzögerungen zu Problemen bei den Airlines, die wie Ryanair vor Kapazitätsproblemen stehen könnten – denn angesichts über viele Jahre hinweg voller Auftragsbücher kann auch Konkurrent Airbus nicht einfach einspringen.
Sollten die Probleme anhalten und Boeing-Kunden auch vor größeren finanziellen Einbußen stehen, dürften Sammelklagen gegen den Flugzeugbauer nur eine Frage der Zeit sein. Deshalb gilt: Finger weg von der Aktie und lieber auf den europäischen Konkurrenten setzen. Wer es etwas spekulativer mag, sollte sich außerdem den aufstrebenden brasilianischen Flugzeugbauer Embraer genauer ansehen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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