Schaufeln für die Energiewende
Unter Strom: Berenberg rät bei diesem Hidden Champion zum Kauf!
Weltweit steigen die Anforderungen an Stromnetze und -trassen. Vorreiter auf dem Gebiet ist ein italienisches Unternehmen. Die Analysten von Berenberg sehen einen "Schaufelhersteller" für wichtige Zukunftsbranchen.
- Weltweit steigen Anforderungen an Stromnetze und -trassen.
- Prysmian Group ist Weltmarktführer bei Kabelherstellung.
- Analysten sehen enormes Potenzial und empfehlen Kauf.
Egal ob Stromtrassen an Land, unter der Erde oder auf dem Meeresgrund. Ohne leistungsstarke Kabel fließt kein Strom. Die Branche wird von der italienischen Prysmian Group dominiert, dem Weltmarktführer unter den Kabelherstellern.
Analysten erwarten für das Unternehmen aufgrund seiner Vormachtstellung bei kritischer Infrastruktur enormes Potenzial. Berenberg-Analyst Bastien Agaud rät trotz eines Kurswachstums von etwa 16 Prozent seit Jahresanfang zum Kauf. Er nimmt die Prysmian-Aktie mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 57 Euro neu in ihre Coverage auf.
Prysmian profitiere direkt von der globalen Elektrifizierungswelle und spiele eine entscheidende Rolle in der Herstellung von Hoch-, Mittel-, Niederspannungskabeln sowie von Telekommunikations- und Industriekabeln.
Insbesondere im Bereich der Hochspannungskabel sieht der Markt einem Kapazitätsengpass entgegen, getrieben durch die stark steigende Nachfrage nach Offshore-Windprojekten und Verbindungsnetzen bei gleichzeitig begrenztem Angebot.
"Regierungen haben große Ambitionen, die Installation von Offshore-Windenergie zu steigern, um CO2-Ausstoß zu reduzieren, was den Herstellern von Hochspannungskabeln zugute kommt", so Agaud. "Auch der fluktuierende Charakter der erneuerbaren Energien (Wind und Sonne) erhöht den Bedarf an Verbindungsleitungen zwischen den Ländern, insbesondere in Europa."
Produktion soll hochgefahren werden
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Prysmian weist mit 18 Milliarden Euro den höchsten Auftragsbestand der Branche auf und plant, seine Produktionskapazitäten bis 2025 zu erweitern, was den Umsatz positiv beeinflussen dürfte. Agaud prognostiziert eine stetige Verbesserung der Margen bis 2027, da die Ausführung des Auftragsbestands sich zunehmend auf besser bepreiste Projekte konzentriert.
Auch im Sektor der Mittel- und Niederspannungskabel sowie bei Industriekabeln sieht Agaud positive Entwicklungen. Angetrieben durch die Modernisierung des Stromnetzes in den USA und Europa, haben sich die Margen bei Mittelspannungskabeln seit 2021 um etwa 500 Basispunkte verbessert.
Die Nachfrage nach Niederspannungskupferkabeln dürfte weiterhin von den Kupferpreisen profitieren, ohne dass ein Rückgang der Margen auf historische Durchschnitte erwartet wird. Zudem sollten Industriekabel aufgrund der steigenden Nachfrage im Bereich erneuerbare Energien weiterhin hohe Margen generieren.
Übernahmen in Nordamerika im Visier
Finanziell betrachtet steht Prysmian gut da, analysiert der Berenberg-Analyst. Er schätzt, dass das Unternehmen bis 2027 kumulative freie Cashflows von circa 2 Milliarden Euro generieren wird, nach Dividendenausschüttungen. Dieses Kapital soll für M&A-Aktivitäten sowie Aktienrückkäufe zur Verfügung stehen. Angesichts der Fragmentierung des Marktes für Mittel- und Niederspannungskabel erwartet Agaud eine Konsolidierung in diesen Segmenten. Prysmian plant, insbesondere in Nordamerika Akquisitionen vorzunehmen, um von den dort höheren Preisdynamiken zu profitieren.
Die aktuelle Bewertung von Prysmian liegt bei 14,1x/12,0x des erwarteten EV/EBIT für 2024-2025, unter dem vierjährigen historischen Durchschnitt von 19,6x und bietet eine Free-Cash-Flow-Rendite von 4,8 -8,1 Prozent für die Jahre 2025-26.
Im Vergleich zum engsten Konkurrenten Nexans wird Prysmian mit einem Premium von 32 Prozent bewertet, was die starke Position des Unternehmens im Markt unterstreicht. Mit einem finanziellen Hebel von circa 0,6x Netto-Verschuldung/EBITDA für 2024, in Einklang mit dem Ziel von 0,5x/0,1x, hat Prysmian bereits die Mittel für weiteres inorganisches Wachstum und mögliche Aktienrückkaufprogramme.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
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