Prognose verfehlt
Aus für Cannabis-Rallye: Tilray enttäuscht Erwartungen und bricht ein!
Die in den vergangenen Wochen stark gefragte Cannabis-Branche besteht ihren Realitätscheck mit den von Tilray vorgelegten Quartalszahlen nicht.
- Cannabis-Branche scheitert an Realitätscheck mit Tilray-Quartalszahlen
- Enttäuschung über Umsatz- und Ertragsentwicklung bei Tilray
- Aktie verliert zweistellig, Mitbewerber ebenfalls betroffen
Cannabis-Aktien waren in den vergangenen Wochen stark gefragt: Die Entkriminalisierung von Marihuana in Deutschland sowie neuer Rückenwind für Legalisierungsbemühungen in den USA sorgten für einen kräftigen Kursschub in Branchentiteln wie Aurora Cannabis, Canopy Growth und Tilray.
Damit kamen den am Dienstag von Tilray vorgelegten Quartalszahlen die Funktion eines Realtitätschecks zu. Angesichts enttäuschter Erwartungen dürften die Papiere der Branche heute vor einer harten Landung stehen.
Enttäuschung auf ganzer Linie
Tilray ist es nicht gelungen, den prognostizierten Umsatz in Höhe von 198 Millionen US-Dollar sowie die Ertragserwartung von einem Fehlbetrag von -0,05 US-Dollar pro Aktie zu erfüllen.
Stattdessen präsentierten die Kanadier nach einem Wachstum von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal einen Umsatz in Höhe von 188 Millionen US-Dollar.
Der Verlust pro Anteilsschein betrugt mit -0,12 US-Dollar pro Aktie mehr als das Doppelte der Marktprognose und stellt sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch dem Vorjahreszeitraum eine Verschlechterung dar. Damit rückt das Ziel, zukünftig profitabel zu wirtschaften, wieder ein Stück in die Ferne.
Umsatzwachstum wird durch sinkende Margen überschattet
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Als Glücksgriff für das Umsatzwachstum hat sich die Übernahme einiger Craftbier-Sorten erwiesen. Hier kletterten die Erlöse gegenüber dem Vorjahr um 165 Prozent auf 54,7 Millionen US-Dollar. Allerdings wuchs der operative Gewinn der Sparte nur um 89 Prozent, was auf Skalierungsprobleme und höhere Input-Kosten hindeutet. Die Marge brach hier um 14 Prozentpunkte ein.
Auch das Cannabis-Geschäft entwickelte sich mit einer Steigerung von 33 Prozent auf 63,4 Millionen US-Dollar ansprechend, allerdings waren die Erlöse aus dem Großhandelsgeschäft rückläufig, während die Marge im Geschäft mit Medizinalcannabis um einen Prozentpunkt gesunken ist.
Ertragslage verschlechtert, Gewinnprognose kassiert
Daher fiel der (bereinigte) operative Ertrag von 13,3 Millionen US-Dollar im Vorjahresquartal auf insgesamt 10,2 Millionen US-Dollar. Das ist nicht die Entwicklung, auf die Investoren gehofft hatten.
Besonders übel dürfte diesen am Dienstag jedoch aufstoßen, dass Tilray für das Geschäftsjahr 2024 inzwischen kein positives Betriebsergebnis mehr erwartet – darauf wurde in der Pressemitteilung des Unternehmens explizit hingewiesen. Anders als zuvor in Aussicht gestellt, wird Tilray auch in diesem Jahr kein Cashflow-positives Ergebnis erzielen können.
Aktie verliert deutlich zweistellig
Mit dem von Tilray vorgelegten Quartalsergebnis zeigen sich Anleger überhaupt nicht zufrieden. Die Aktie verliert in der US-Vorbörse zweistellig an Wert und notiert aktuell (Stand: 13:40 Uhr) rund 14 Prozent niedriger als noch am Vortag.
Die Enttäuschung bleibt nicht ohne Folgen für die Papiere der Mitbewerber. Aurora Cannabis gibt um rund drei Prozent nach, Canopy Growth hingegen fällt um rund sechs Prozent – angesichts einer Rallye von 227 Prozent in den vergangenen vier Wochen ist die Fallhöhe hier besonders hoch.
Sollte den Käufern im regulären Handel nicht noch ein Intraday-Reversal gelingen, wären alle seit dem Jahreswechsel in der Aktie von Tilray erzielten Gewinne wieder zunichte gemacht.
Auch die Kursaufschläge der vergangenen Wochen dürften in den kommenden Tagen wieder abverkauft werden. Neue Trading-Chancen würden sich erst nach einer nachhaltigen Bodenbildung voraussichtlich in einigen Wochen wieder ergeben.
Fazit: Harte Konfrontation mit der Realität
Die Wucht der Cannabis-Rallye zerschellt am Dienstag an den von Tilray vorgelegten Quartalszahlen. Weder kann das Unternehmen die Erwartungen für das abgelaufene Quartal erfüllen, noch sorgt die kassierte Gewinn- und Cashflow-Prognose für Begeisterung – ganz im Gegenteil wird die Aktie bereits in der US-Vorbörse empfindlich abverkauft.
Damit dürfte die Branche vor einer Rückabwicklung der in den vergangenen Wochen steilen Aufwärtsbewegung stehen. Wer hier Gewinne erzielen konnte, sollte diese schleunigst mitnehmen. Die Branche kann den zuletzt geweckten Hoffnungen schlicht nicht gerecht werden.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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