Brief an die Aktionäre
Ende für Öl und Gas? Dimon warnt: "Das ist falsch und naiv"
JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnt vor einem vorschnellen Abschied von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas. In seinem Jahresrückblick warnt er auch vor dem US-Schuldenberg und anhaltend hohen Zinsen.
- JPMorgan-Chef warnt vor vorschnellem Abschied von fossilen Energieträgern
- USA als verlässlicher Energielieferant für Europa und Asien
- Dimon kritisiert Stopp von LNG-Projekten in den USA und warnt vor Inflation
In seinem Shareholder Letter kritisierte JPMorgan-Chef Jamie Dimon die Verzögerungen bei der Umsetzung von Projekten im Bereich des verflüssigten Erdgases (LNG) in den USA. "Die Projekte wurden hauptsächlich aus politischen Gründen verzögert - um diejenigen zu besänftigen, die glauben, dass Gas schlecht ist und dass Öl- und Gasprojekte einfach gestoppt werden sollten", schreibt Dimon. "Das ist nicht nur falsch, sondern auch enorm naiv. Eine der besten Möglichkeiten, die CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten zu reduzieren, ist der Einsatz von Gas als Ersatz für Kohle."
USA als verlässlicher Energielieferant
Zudem betonte er, dass der Export von LNG nicht nur einen erheblichen wirtschaftlichen Segen für die USA darstellt, sondern auch ein realpolitisches Ziel verfolgt. Denn die Verbündeten in Europa und Asien würden sich bei der Energieversorgung gerne auf die USA verlassen. "Dies bringt sie nun in eine schwierige Lage - sie müssen sich möglicherweise anderweitig nach solchen Lieferungen umsehen und sich auf den Iran, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder vielleicht sogar Russland einstellen."
US-Präsident Joe Biden hatte Ende Januar mehrere Großprojekte für die Förderung und den Export von Flüssiggas (LNG) in den USA gestoppt. Die Genehmigung für mindestens 17 LNG-Projekte wurde ausgesetzt, bis das Energieministerium die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen weiter untersuchen kann. Jamie Dimon hält das für einen Fehler.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, erklärte. dass die USA Rekordmengen an Öl und Gas fördern, während gleichzeitig in den Übergang zu saubereren Energiequellen investiert wird.
Inflation höher als erwartet?
Dimon vermeldete in seinem Brief an die Aktionäre auch die starke Position der größten US-Bank. "2023 war ein weiteres starkes Jahr für JPMorgan Chase, in dem unser Unternehmen zum sechsten Mal in Folge einen Rekordumsatz erzielte und zahlreiche Rekorde in allen Geschäftsbereichen aufstellte", schreibt Dimon. "Wir erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von 162,4 Mrd. US-Dollar und einen Nettogewinn von 49,6 Milliarden US-Dollar, was eine starke Leistung in allen unseren Geschäftsbereichen widerspiegelt."
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Die US-Wirtschaft sieht Dimon zwar in ausgezeichneter und sehr widerstandsfähiger Verfassung, warnte aber auch, dass das Wachstum zu einem großen Teil von großen Staatsschulden angetrieben werde. "Dies könnte zu einer stärkeren Inflation und höheren Zinsen führen, als die Märkte erwarten", glaubt der JPMorgan-Chef. "Darüber hinaus gibt es auch Abwärtsrisiken zu beachten. Die quantitative Straffung entzieht dem System jährlich mehr als 900 Milliarden US-Dollar an Liquidität - und wir haben die volle Wirkung der quantitativen Straffung in diesem Ausmaß noch nie erlebt."
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
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