99% Einbruch
Zementhersteller bricht 99 Prozent in 15 Minuten ein – was ist passiert?
Die Aktien des Zementherstellers Tianrui verloren innerhalb kürzester Zeit fast ihren kompletten Wert. Hat die Immobilienkrise in China ein neues Opfer gefordert?
- Tianrui-Aktien verloren fast ihren gesamten Wert durch Ausverkauf.
- Handel mit Aktien ausgesetzt, Insiderinformationen angekündigt.
- Risiken bei chinesischen Unternehmen mit hoher Aktienkonzentration.
Ein chinesischer Zementhersteller geriet ins Rampenlicht, als er am Mittwoch den Handel mit seinen Aktien einstellte, nachdem ein Ausverkauf in den letzten 15 Minuten des vorangegangenen Handelstages fast den gesamten Marktwert des Unternehmens vernichtet hatte.
China Tianrui Group Cement sagte, der Handel mit seinen in Hongkong notierten Aktien sei um 9 Uhr Ortszeit ausgesetzt worden, bis eine Ankündigung im Zusammenhang mit Insiderinformationen vorliege, berichtet Bloomberg unter Berufung auf eine Börsenmitteilung des Unternehmens.
Die Aktien von Tianrui waren am Dienstag um 99 Prozent auf etwa 0,05 Hongkong-Dollar abgesackt, was die Marktkapitalisierung auf 141 Millionen Hongkong-Dollar (16,6 Millionen Euro) drückte. Während des Ausverkaufs wechselten rund 281 Millionen Aktien oder ein Drittel des Streubesitzes des Unternehmens den Besitzer. Davon wurden mehr als 80 Millionen Aktien in den letzten Minuten der sogenannten Schlussauktion gehandelt.
Der abrupte und dramatische Absturz von Tianrui an der Börse erinnert an die Risiken, die mit obskuren chinesischen Unternehmen mit hoher Aktienkonzentration und Finanzierungspraktiken wie der Verwendung von Aktien als Sicherheit für Schulden verbunden sind. Die Probleme des defizitären Unternehmens kommen zu einer Zeit, in der eine beispiellose Immobilienkrise die Immobilienentwickler und Bauunternehmen des Landes unter Druck setzt.
Laut einer im Januar eingereichten Erklärung besitzen Li Liufa, der Mehrheitsaktionär von Tianrui, und seine Frau zusammen rund 70 Prozent des Unternehmens. Der Zementhersteller gab damals auch bekannt, dass er 97 Millionen Aktien oder 3,3 Prozent seines gesamten Aktienbesitzes verpfändet habe, um sich einen 12-monatigen Kredit von bis zu 166,5 Millionen Yuan zu sichern.
Tianrui verzeichnete im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 634 Millionen Yuan (80,8 Millionen Euro), nach einem Gewinn von 449 Millionen Yuan im Jahr 2022. Als Gründe nannte das Unternehmen eine schwache Nachfrage aufgrund der Immobilienflaute in China, einen verschärften Wettbewerb auf dem Markt und hohe Rohstoffkosten.
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Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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