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    Smart Investor Weekly 15/2011  2787  0 Kommentare Fressen oder gefressen werden

    In den vergangenen Tagen und Wochen häuften sich die Meldungen über angekündigte, beabsichtigte und erwartete M&A-Deals. Viele Unternehmen sitzen auf hohen Bargeldreserven, die es jetzt zu investieren gilt.

    Wohin nur mit dem ganzen Geld?
    Hierzulande ist das M&A-Thema vor allem durch die beabsichtigte Fusion zwischen der Deutschen Börse und der NYSE Euronext wieder in das Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit zurückgekehrt. Mit dem Merger, der eigentliche eine Übernahme ist, entflammte nicht nur in die Finanzbranche eine längere Zeit vermisste Dynamik neu auf, die Transaktion lenkte auch die Aufmerksamkeit von Anlegern auf andere, mögliche Übernahmeziele. Die Voraussetzungen für eine Belebung und Neuauflage des gemeinhin zyklischen M&A-Geschäfts sind ohnehin schon seit längerem gegeben. Nach der letzten Finanzkrise sind die Bilanzen der meisten Unternehmen inzwischen aufgeräumt, Risiken abgeschrieben und die Barmittel kräftig angewachsen. Nicht selten kann man gar den Eindruck bekommen, dass ein gewisser Anlagenotstand eingesetzt hat. Wer wie die Business-Community Xing nicht eine Sonderausschüttung vornehmen will, dem bleibt meist nur die Option, in externes Wachstum zu investieren – ungeachtet der Probleme, die solche Zukäufe oft mit sich bringen. Unterstützt werden Überlegungen in diese Richtung von der weiterhin expansiven Geldpolitik mit ihren äußerst niedrigen Zinsen. Der jüngste Zinsschritt der EZB ändert an diesem Szenario kaum etwas. Geld bleibt nicht nur billig, es ist nach wie vor auch im Überfluss vorhanden. Man kann eine Belebung an der Fusions- und Übernahmefront somit nicht zuletzt als Indikator für den Fortschritt des von uns favorisierten CuB-Szenarios interpretieren.

    Keiner ist vor Übernahmen sicher
    Während Firmenchefs und andere Insider bei Investments in ihr eigenes Unternehmen gemeinhin antizyklisch agieren und Aktien kaufen, wenn diese im Wert gefallen und ihrer Meinung nach unterbewertet sind, so handeln sie beim Kauf anderer Firmen zumeist prozyklisch. Übernahmen sind damit auch ein verlässlicher Indikator für die Fortsetzung eines robusten Aufwärtstrends. Sie verstärken einen ohnehin intakten Bullenmarkt, verleihen ihm mitunter zusätzliche Dynamik. So zogen nach dem Bekanntwerden des Übernahmeangebots von Texas Instruments für den Chiphersteller National Semiconductor Halbleitertitel auf breiter Front an. Immerhin ist TI bereit, eine Prämie von 80% (!) auf den letzten Schlusskurs der National-Semiconductor-Aktie zu zahlen. Ein derart satter Aufschlag hat selbst Branchenkenner überrascht, litt National Semi doch schon seit Jahren unter sinkenden Umsätzen. Man kann das Angebot daher wohl nur erklären, wenn man sich gleichzeitig die geldpolitische Rahmenbedingungen ansieht. Die von Texas Instruments kommunizierten Finanzziele – ein Betrag von 100 Mio. USD soll jährlich eingespart und der Gewinn bereits im ersten Jahr positiv beeinflusst werden – klingen auch mehr nach den Standardfloskeln, mit denen solche Transaktionen nur zu gerne begleitet und verziert werden. Erst am Wochenende wurde bekannt, dass der britisch-australische Rohstoffgigant BHP Billiton über den Kauf des Flüssigerdgasproduzenten Woodside Petroleum verhandelt. 46 Mrd. USD sei BHP demnach bereit zu zahlen. Deutlich kleiner nähme sich hingegen die Übernahme des Ausrüsters für die Solarindustrie, Roth & Rau, durch die schweizerische Meyer Burger aus. Der Konkurrent bietet 22 EUR je Roth & Rau-Papier und ist sich mit den Vorständen und Gründer bereits einig. Es zeigt sich, dass der Hunger nach Fusionen und Übernahmen in allen Branchen deutlich zunimmt.
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    Verfasst von Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 15/2011 Fressen oder gefressen werden In den vergangenen Tagen und Wochen häuften sich die Meldungen über angekündigte, beabsichtigte und erwartete M&A-Deals. Viele Unternehmen sitzen auf hohen Bargeldreserven, die es jetzt zu investieren gilt. Wohin nur mit dem ganzen …