ETFs
Scope: Mit Rohstoffen das Portfolio diversifizieren
Jim Rogers ist sich sicher: Sind es heutzutage Investmentbanker, die Maserati fahren, werden es in einigen Jahren die Bauern sein. Der US-amerikanische Hedgefondsmanager ist bekannt für seine bullishe Einstellung nicht nur gegenüber Agrarrohstoffen, sondern Commodities im Allgemeinen. Für Anleger, die eine diversifizierte Rohstoff-Beimischung für ihr Depot suchen, können ETFs zu diesem Thema interessant sein.
Wie Rohstoffe ein Portfolio stabilisieren können, zeigte sich nicht zuletzt während der aktuellen Turbulenzen am Aktienmarkt: Gold kann sein Image als sicherer Hafen ausspielen und erreichte im
Umfeld fallender Aktienkurse neue Höchststände. Ein entsprechendes Investment rettete manchem die Gesamtperformance. Sehr begehrt sind mit Gold hinterlegte Fonds. Das Flaggschiff in diesem Bereich
ist der SPDR Gold Trust ETF. In Deutschland jedoch sind solche Gold-ETFs nicht erlaubt, da keine Diversifikation gegeben ist. Anleger, die gezielt in einen einzelnen Rohstoff investieren möchten,
können zwar auf ETCs (Exchange Traded Commodities) ausweichen. Der Unterschied zu ETFs: Sie gelten nicht als Sondervermögen und sind im Falle einer Insolvenz des Emittenten in der Regel nicht
geschützt. In ihrer rechtlichen Form ähneln sie damit eher Zertifikaten.
Einige Rohstoff-ETFs sind am deutschen Markt dennoch zu finden. Mit Hilfe von Terminkontrakten und Swaps bilden sie Indizes nach, die in mehrere Rohstoffe investieren. Einer der bekanntesten
Indizes aus diesem Bereich ist der Goldman Sachs Commodity-Index, kurz GSCI. Einen Indexfonds zum S&P GSCI TM Capped Commodity 35/20 hat Easy ETF (ISIN: LU0203243414) aufgelegt. Auf Jahressicht
liegt der Index über 10 Prozent im Plus. Sein Jahreshoch hatte er allerdings im April erreicht. Seitdem verlor er rund 12 Prozent. 24 Rohstoffe sind im Index enthalten. Das schwerste Indexmitglied
darf ein Gewicht von maximal 35 Prozent einnehmen, die restlichen Bestandteile maximal 20 Prozent. Mit 33,45 Prozent ist Rohöl der Sorte WTI aktuelles Schwergewicht. Insgesamt kommt der
Energiesektor auf knapp 70 Prozent.
Gedrosselte Energie
Ein weiterer Indexfonds von EasyETF (ISIN: LU0246046329) umgeht eine solche Energie-Lastigkeit gezielt. Der zugrunde liegende S&P GSCI Ultra Light Energy OCI TR Index lässt beim
Energiesektor ein Maximalgewicht von 27 Prozent zu. Auch hier sind insgesamt 24 Rohstoffe vertreten. Den größten Einfluss üben Agrarrohstoffe mit einem Gewicht von 38 Prozent aus.
Nach dem Absturz im Krisenjahr 2008 konnte der Index 2009 und vor allem 2010 wieder Boden gut machen. Im laufenden Jahr allerdings fällt die Performance bislang negativ aus. Seit Januar notiert der
GSCI Ultra Light Energy rund 7 Prozent im Minus. Im Juni wurde der bis Herbst 2009 zurückreichende Aufwärtstrend gebrochen.
Im roten Bereich notiert 2011 auch ein ETF der RBS (-8,5 Prozent), der in Zusammenarbeit mit Jim Rogers konzipiert wurde (ISIN: LU0259321452). Der Indexfonds konnte zuletzt allerdings Stärke zeigen
und seit Juli ein Plus von fast 6 Prozent generieren. Das Produkt bezieht sich speziell auf Agrarrohstoffe und ist Beispiel dafür, dass abseits der bunt gemischten Rohstoff-ETFs auch solche
existieren, die einzelne Sektoren herausgreifen. Diese können spezielle Chancen eröffnen.
Vorsicht vor Rolleffekten
Ein Risiko, das Anleger mit Rohstoffprodukten fast ausnahmslos eingehen, resultiert aus deren Konstruktion. Sie werden über Terminkontrakte abgebildet, die nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt
laufen. Dann muss in einen frischen Future „gerollt“ werden. Ist dieser teurer als der auslaufende Kontrakt, entstehen Kosten. Diese Konstellation wird „Contango“ genannt. Dagegen sind bei einem
Rohstoff, der in „Backwardation“ notiert, Gewinne die Folge des Rollvorgangs. Dies ist aktuell bei Silber und Brent-Öl der Fall. Dort sind länger laufende Futures billiger als aktuelle. Allerdings
kann sich diese Situation auch wieder umkehren.
Anlegern, die solche Risiken komplett ausschließen möchten, bleibt auf dem ETF-Markt noch die Möglichkeit Indizes einzukaufen, die nicht direkt auf Rohstoffen basieren, sondern Aktien aus diesem
Bereich enthalten. Ein Beispiel: Der Market Access Amex Gold Bugs Indexfonds der RBS (ISIN: LU0259322260) umfasst 16 Unternehmen, die in der Goldproduktion tätig sind. Dabei steht die Abkürzung
„Bugs“ für „Basket of Unhedged Gold Stocks“. Dies bedeutet: Die Unternehmen verkaufen Gold nicht auf Termin. Somit sind die Verkaufspreise zwar nicht abgesichert, von einer starken Gold-Hausse –
wie zuletzt der Fall – können solche Firmen dafür umso stärker profitieren.
Auch in der aktuellen Börsenphase halten sich die „Bugs“ gut: Der Indexfonds verzeichnete im August ein Plus von rund 11 Prozent – für einen Aktienindex dieser Tage eine seltene Entwicklung.