Missbrauch der Marktmacht
Deutsche Kartografen wollen Google verklagen
Deutsche Internet-Anbieter von Land- und Stadtkarten wollen den kalifornischen Web-Giganten Google wegen Missbrauchs seiner Marktmacht verklagen. Dabei streben sie nicht nur in Deutschland einen Prozess an. „Wir werden auch direkt in den USA gegen Google vorgehen“, kündigt Michael Weber an, Chef des hannoverischen Kartografiedienstes Hot-Maps. Auch dessen Wettbewerber Stadtplandienst, einst Tochter von Bertelsmann und jetzt von Euro Cities in Berlin, will Google vor Gericht bringen. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin „WirtschaftsWoche“ in ihrer aktuellen Ausgabe.
Die Kartografen rechnen sich große Chancen aus, nachdem ein Pariser Gericht vor zwei Wochen einem französischen Kartografieunternehmen Recht zugesprochen und Google zu 500.000 Euro Schadensersatz verurteilt hat. Die deutschen Kartografen argumentieren wie das französische Unternehmen Bottin Cartographes: Demnach hat Google Maps über Jahre Kartenmaterial fremden Web-Seiten kostenlos zur Verfügung gestellt. „Google hat die Daten damit jahrelang unter Herstellkosten abgegeben, um Wettbewerber wie uns aus dem Markt zu drängen und später selbst dafür Geld zu verlangen oder Werbung zu vermarkten“, sagte Stadtplandienst-Chef Hans Biermann gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Dieses Geschäft sei dadurch praktisch zusammengebrochen, so Hot-Maps-Chef Weber. Allein sein Unternehmen habe einen „Schaden in siebenstelliger Höhe“ erlitten.
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Neben der Vorbereitung dieser Klagen warten die Kartografen auf eine Entscheidung von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, der ebenfalls wegen des Verdachts auf Marktmachtmissbrauch gegen Google ermittelt. Auch diese Untersuchung basiert auf Beschwerden der deutschen Kartografieanbieter, aber auch auf denen von Verlegern und des US-Softwareriesen Microsoft. Google kündigte inzwischen an, gegen das französische Urteil Berufung einzulegen.