WOCHENAUSBLICK
Experten sehen Dax etwas skeptischer - Langfristig optimistisch
FRANKFURT (dpa-AFX) - Experten blicken nach einer schwachen Börsenwoche kurzfristig etwas skeptischer auf die Aktienmärkte. 'Enttäuschende Konjunkturmeldungen aus China und der Eurozone schüren wieder Wachstumssorgen', hieß es Seitens der Landesbank Berlin in ihrem Wochenausblick. Die Experten erwarten deshalb kurzfristig sowohl aus markttechnischer als auch konjunktureller Sicht eine etwas schwächere Börsenphase. Eine Konsolidierung an den Aktienmärkten in der Eurozone betrachten die Berliner Experten nach der fast dreimonatigen Kursrally als überfällig.
'Bevor wir auf mittelfristige Sicht mit weiteren, wenn auch moderaten Zuwächsen rechnen, sollte das aufgestaute technische Korrekturpotenzial erst abgebaut werden', schrieben sie. Wichtigste Stütze sollte ihrer Meinung nach aber auf längere Sicht die von den Notenbanken initiierte Liquiditätsflut bleiben. Weitere Experten mahnen ohnehin dazu, das aktuelle Bild am Aktienmarkt nicht zu schwarz zu malen. Angesichts der beeindruckenden Gewinne in den letzten Monaten seien die jüngsten Verluste nicht mehr als ein 'Tropfen auf dem heißen Stein', hieß es am Freitag von den Experten von Close Brothers Seydler. Im Falle weiterer Verluste sei es realistisch, dass Investoren das gedrückte Niveau zum Einstieg nutzen werden.
Auch für Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist der Kursgipfel noch nicht erreicht. Er rechnet nur mit einer etwas abgebremsten Dynamik. Die massiven Abschläge aus dem Herbst seien inzwischen wieder ausgeglichen worden und so werde der Anstieg erst einmal beschwerlicher. 'Die noch immer moderate Bewertung deutscher und europäischer Dividendentitel spricht jedoch gegen eine Überhitzung bei Aktien', so Reinwand. Auch marktpsychologisch könne derzeit von Euphorie keine Rede sein, die als Kontraindikator zur Vorsicht mahnen würde, betonte er.
Angesichts der über dem Markt schwebenden Risikofaktoren in Europa und China rät Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp Anlegern dazu, bei der Investitionsentscheidung genau zu selektieren. 'Investoren sollten die Konsolidierung nutzen, um Positionen in Unternehmen aufzustocken, die vom Wirtschaftswachstum in den USA und den asiatischen und lateinamerikanischen Schwellenländern profitieren', so der Hinweis des Experten. Er verwies im Zuge dessen auf die robuste US-Konjunktur und der trotz Staatsschuldenkrise im Euroraum wieder wachsenden Weltwirtschaft.
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Infolge der jüngst am Markt einkehrenden Ernüchterung dürften in der kommenden Woche insbesondere einige Konjunkturdaten in den Fokus der Anleger rücken. In Deutschland wird dabei zu Wochenauftakt vor allem der Ifo-Index das Interesse auf sich ziehen. Laut dem USA-Experten Christoph Balz von der Commerzbank ist nach dem jüngsten Rückgang der Einkaufsmanagerindizes nicht damit zu rechnen, dass das deutsche Geschäftsklima weiter steigt. Dies zeige, dass 'die Bäume auch in Deutschland nicht in den Himmel wachsen.'
Die Helaba rechnet indes aber nicht mit kräftigerem Gegenwind von Seiten der Konjunkturdaten. 'Nach dem Dämpfer dürften die Finanzmärkte in der Berichtswoche eher wieder aufatmen', sagte Reinwand-Kollege Christian Apelt. 'Sie werden den aufgekommenen Pessimismus per Saldo nicht bestätigen.' Aus den USA stehen ebenfalls wichtige Daten auf der Agenda. Laut Apelt dürften deutlich steigende Auftragseingänge langlebiger Güter am Mittwoch untermauern, dass sich die US-Wirtschaft auf einem soliden Wachstumspfad befindet. Zuvor aber dürften Anleger am Dienstag das Verbrauchervertrauen kritisch beäugen.
Ruhiger wird in der kommenden Woche auch die Agenda auf Unternehmensseite. Während die Berichtssaison unter den 'Blue Chips' im Dax bereits ausgelaufen ist, können noch einige Unternehmen aus der zweiten Reihe mit Jahreszahlen aufwarten. Pfeiffer Vacuum präsentiert diese am Montag, gefolgt von Celesio und Centrotherm am Dienstag. In einer Auswahl folgen IVG Immobilien , SMA Solar , Vossloh und Salzgitter im weiteren Wochenverlauf. Aus dem Dax könnte indes am Donnerstag der Geschäftsbericht der Commerzbank im Blickfeld stehen./tih/ck
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---