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    EUR/HUF  3742  0 Kommentare Forint steckt erneut im Abwärtstrend – Zähe Verhandlungen mit EU und IWF belasten

    Der aktuelle Umtauschkurs des Forint zum Euro und anderen Währungen sorgt für einen Spitzenplatz Ungarns unter den günstigsten Urlaubsländern weltweit.

    Nachdem sich die ungarische Währung in den ersten Wochen des Jahres recht deutlich von ihrem Tief zum Jahreswechsel erholt hat, droht dieser Trend nun gebrochen zu werden. Der Forint testet in diesen Tagen wieder die Marke von 300 EUR/HUF und es spricht vieles dafür, dass diese nur ein Etappenziel auf dem Weg zum alten Tief bei 324 Forint für einen Euro darstellt.

    Aktuell gibt es fundamental nicht viele Gründe, die für einen stärkeren Forint sprechen. Der ungarischen Regierung ist es immer noch nicht gelungen, die Bedenken der EU-Kommission auszuräumen und notwendige Reformen auf den Weg zu bringen. Brüssel kritisiert die mangelnde Unabhängigkeit der ungarischen Datenschutzbehörde, der Zentralbank und der Justiz. Nach wie vor sieht die Kommission die Bedingungen für weitere Gespräche über Finanzhilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht erfüllt. Von der Kommission hieß es, man habe man jetzt Dokumente aus Budapest erhalten, diese würden derzeit übersetzt und analysiert. Außerdem soll Ungarn mit dem Entzug von einer halben Milliarde Euro Fördergeldern (ein Drittel der für 2013 vorgesehenen Gelder) büßen, wenn es nicht bis Juni die Defizitvorgaben der EU erfüllt.

    Ungarn leidet unter einer schwachen Konsumnachfrage im eigenen Land – der Grund hierfür liegt unter anderem in der hohen Privatverschuldung der Haushalte in ausländischer Währung – und an einer nicht gerade boomenden Konjunktur bei den europäischen Nachbarn. Die ungarische Wirtschaft geht derweil auf Talfahrt: Nachdem die OECD erst vor kurzem das diesjährige BIP-Wachstum auf bestenfalls 0,6 Prozent geschätzt hat, erwartet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) sogar eine Schrumpfung von einem Prozent. Hinzu kommt: Bei einer Inflationsrate von fast sechs Prozent hat die Zentralbank wenig Spielraum, den Leitzins von aktuell sieben Prozent zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln.

    Ungarns Verschuldung ist in den vergangenen acht Jahren von 50 auf über 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gestiegen. Allein in diesem und im kommenden Jahr muss das Land dafür Zinsen in Höhe von 17 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes zahlen. Ein Teufelskreislauf. Kredite am Kapitalmarkt mit zu zahlenden Zinsen nahe der Zehn-Prozent-Marke würden das Land immer tiefer in den Schuldensumpf ziehen. Im Januar erst hatte mit Fitch auch die dritte Ratingagentur die Anleihen des Landes auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Damit ist das Land auf die Fördergelder und weitere preiswertere Kredite von EU und IWF angewiesen. Ansonsten droht die Pleite.

    Erste Indikationen dafür: Die Kosten für Kreditausfallversicherungen, die so genannten Credit Default Swaps (CDS) sind in den letzten Wochen wieder dramatisch angestiegen. Die Renditen für ungarische Staatsanleihen liegen bei neun Prozent. Zunächst erscheint dies durchaus lukrativ, wobei Investoren das Risiko im Blick haben sollten. Generell gilt: Nimmt die allgemeine Risikoneigung bei den Anlegern wie aktuell an den Märkten spürbar ab, ziehen sie verstärkt Gelder aus genau solchen Investments wie ungarischen Anleihen zurück.

    Reagiert zum Beispiel der Euro als Seismograph für die aktuelle Risikoneigung und fällt etwa gegenüber dem US-Dollar, fällt in der Regel der Forint noch stärker gegenüber dem US-Dollar. In anderen Worten, der Euro gewinnt gegenüber dem Forint. Und genau dies ist in den vergangenen Tagen zu beobachten und der Fall der ungarischen Währung in Richtung 300er Marke daher erklärbar. Sollte die Unsicherheit an den Börsen also anhalten, könnte dies den Abwärtstrend noch beschleunigen.

    Auf der anderen Seite könnten Meldungen über eine Einigung mit Brüssel der Währung eher nur kurzfristig Auftrieb verleihen, denn die wirtschaftlichen Probleme Ungarns sind damit nicht zeitnah zu lösen.

     

     

     




    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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