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    Entfremdung  2466  0 Kommentare Wie weit kann sich die Finanzindustrie von der Realwirtschaft entfernen?

    Täglich halten mehrere Billionen Dollar, die um die Welt kreisen, das internationale Finanzsystem liquide und damit aufrecht. Nur ein Bruchteil dieser gigantischen Volumina wird in der Realwirtschaft für den Waren- und Dienstleistungsverkehr benötigt. Wie das Blut im menschlichen Organismus hält die Liquidität die Volkswirtschaften aufrecht. Ebbt dieser Strom ab – also werden Regionen minderversorgt mit Liquidität – bedeutet dies ihren wirtschaftlichen Niedergang mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft und den Menschen vor Ort. 
     
    Mittlerweile ist festzustellen, dass der traditionelle Bezug von der Finanzindustrie zur Realwirtschaft kaum noch vorhanden ist. Finanzprodukte sind selbst zu einem Produkt geworden und oftmals soweit derivativ von der Realwirtschaft entfernt, dass ein Zusammenhang kaum noch feststellbar ist. So werden beispielsweise Wetten über fast beliebig zusammengesetzte Indizes (z.T. reine statistische Produkte) verkauft und sogar Derivate auf diese Wettscheine der beliebig zusammengesetzten Indizes (Hedgefondsprodukte) ebenfalls verkauft. Bei jedem dieser Verkäufe entsteht ein Provisionsanspruch innerhalb der Finanzindustrie, welcher den Beschäftigten dort gigantische Provisionseinkommen beschert, welche in der Realwirtschaft nicht erzielt werden können. Die Finanzindustrie verdient also an einem Umsatz, den sie nicht nur selbst kreiert, sondern zusätzlich bis an die Grenze der Möglichkeiten aufbläst. 
     
    Besondere Hektik kommt in der Finanzindustrie dann auf, wenn äußere Umstände wie z.B. eine Griechenlandpleite, ein Bankenzusammenbruch o.ä. die Finanzblase anzustechen drohen und das bis an die Grenze des Machbaren aufgeblähte Finanzspiel einzustürzen droht. Sofort wird dann nach dem Staat und den Steuerzahlern gerufen, die mit ihren mickrigen Erträgen aus der Realwirtschaft dieses Finanzkasino am Laufen halten sollen. Das ist einer der Hintergründe für die Hysterie, welche um einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro stattfindet. Weil sich die Investoren bereits lange auf den Konkurs Griechenlands vorbereiten konnten, dürften dort keine überraschenden Verluste mehr auftauchen, wie es Presse und Politik uns „weiß zu machen“ versuchen. Die Bürger Europas würden dagegen von einem Euroaustritt Griechenlands gewinnen, wenn damit eine Rückkehr zur Geldwertstabilitätspolitik der EZB verbunden wäre.
     

     




    Eike Hamer
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    Dr. Eike Hamer ist Herausgeber des Wirtschaftsinformationsbriefes „Wirtschaft aktuell“. Seit 1996 arbeitet Dr. Hamer im Mittelstandsinstitut Niedersachsen und ist dort seit 2004 Mitglied des Vorstands. Er ist zudem Vorstandsmitglied der Deutschen Mittelstandsstiftung e.V.
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    Verfasst von Eike Hamer
    Entfremdung Wie weit kann sich die Finanzindustrie von der Realwirtschaft entfernen? Täglich halten mehrere Billionen Dollar, die um die Welt kreisen, das internationale Finanzsystem liquide und damit aufrecht. Doch der traditionelle Bezug von der Finanzindustrie zur Realwirtschaft ist kaum noch vorhanden.

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