Die "Marktpolizei"
Spekulanten halten die Wirtschaft zusammen
Spekulanten sind in aller Munde. Sie ruinieren Währungen – angeblich. Sie manipulieren Preise, ob Öl, Rohstoffe, Nahrungsmittel oder Aktien, indem sie diese künstlich in die Höhe treiben oder auf ruinöse Tiefstände drücken – angeblich. Sie setzen Regierungen unter Druck, die jahrelang weit über ihre Verhältnisse gelebt haben und sich nun mit teureren Krediten finanzieren müssen – recht so!
Ludwig von Mises wies darauf hin, dass in der Wirtschaft letztlich alles Handeln Spekulation ist. Tatsächlich kann niemand die Entwicklung von Preisen exakt vorhersehen. Zweifelsohne gibt es viele irrational anmutende Entwicklungen, die mit psycholgisierenden Deutungen wie: verunsicherte Finanzmärkte, Vertrauensverlust, Panik oder Herdentrieb gleichermaßen unzureichend wie gern beschrieben werden. Besseres Wissen ist regelmäßig erst im Nachhinein verfügbar. Expertenwissen entspricht auf Börsen, genauso wie bei Kunst, Literatur und Sport, nicht den Interessen der Massen. Zugleich liegen Experten mit ihren prognostischen Einschätzungen häufiger falsch, als normale Menschen! Menschen auf Märkten irren sich – zweifelsohne. Indes zeichnen sich (freie) Märkte durch den Gewinn- und Verlustmechanismus aus, der das Entdeckungsverfahren via Versuch und Irrtum steuert.
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Zu viel billiges Geld, (üblicherweise falsche) Regulierung und Bailouts sowie in Aussicht gestellte Übernahmen von Verlusten stören oder zerstören den Mechanismus. Wann mussten deutsche oder amerikanische Investoren bei großen, systemrelevanten „Pleiten“ schon einmal voll haften? Die Basel-Regulierung ermöglichte ab 2002 für AAA-Ratings einen 60 zu 1 Hebel (!), d.h. man musste nur 1,60 US-Dollar seines eigenen Geldes für eine 100 US-Dollar Investition verwenden. Lediglich 2 Prozent Wertverlust des Investments können also bereits eine Insolvenz oder einen Bankrott nach sich ziehen. Eine Marktwirtschaft ohne Verluste kann nicht funktionieren; eine so pervertierte Marktwirtschaft verursacht Krisen (Russ Roberts hat das anschaulich dargelegt in: „Gambling with other people's money“).