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    Abwärtsrisiken dominieren  1259  0 Kommentare Gewinne werden in eine Wachstumsverlangsamung fallen

    Die Erwartungen an den EU-Gipfel von letzter Woche waren sehr gering. Dies erklärt auch, warum bereits wenig konkrete Absichtserklärungen der Regierungsvertreter zu einer Euphorie an den Finanzmärkten geführt haben.
     
    Nach dem Verdauen der Gipfelergebnisse können sich die Anleger nun wieder vermehrt auf die alles entscheidende Wirtschaftsdynamik konzentrieren. Denn auch ohne die Gefahr eines griechischen Euro-Austritts und ohne spanische Bankenkrise hatte sich das globale Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal fast unbemerkt deutlich verlangsamt. Die schleichende Kreditklemme in Europa, die Abschwächung der Nachfrage in den Schwellenländern und nicht zuletzt das schleppende Wachstum in den USA hat zu einer Trendwende in den Gewinnerwartungen geführt. So hat die Mehrheit der Finanzanalysten im Juni ihre Gewinnschätzungen wieder nach unten revidiert.
     
    Mit der Verlangsamung der Wachstumsdynamik dürften auch die Risikoprämien, welche Anleger für das Halten von Risikopapieren verlangen, im dritten Quartal steigen. Bei einem Vergleich der US-Aktienmarktbewertung der letzten drei Jahre fällt auf, dass die aktuelle Bewertung zwar niedriger ist als in den Vorjahren, aber noch immer höher als am jeweiligen Tiefpunkt der Märkte im 2010 und 2011. Der langjährige Zusammenhang zwischen dem ISM-Manufacturing-Index und dem US-Aktienmarkt deutet auf ein signifikantes Rückschlagspotenzial hin, mit einem möglichen Test der Tiefststände vom letzten Jahr. Um die Tiefststände vom letzten Jahr zu erreichen, müssten die wichtigsten Aktienindizes um über zwanzig Prozent fallen.
     
    Aufgrund der hohen Unsicherheit betreffend der Euroschuldenkrise und betreffend dem globalen Wachstum wurde die Anlegerstimmung im zweiten Quartal negativ und viele Vermögensverwalter reduzierten ihre Aktienpositionen deutlich. In der Vergangenheit dauerten solche Phasen mit unterdurchschnittlicher Aktienallokation meist mehrere Monate. Eine negative Anlegerstimmung sowie eine «bearische» Positionierung sind eine notwendige, aber nicht eine hinreichende Bedingung für einen zyklischen Tiefpunkt an den Aktienmärkten. Wichtiger als die Stimmungsindikatoren sind jedoch die zyklischen Frühindikatoren. Da die Bank Sarasin für das dritte Quartal mit einer weiteren konjunkturellen Eintrübung rechnet, dürften negative Gewinnrevisionen sowie aufkommende Ängste vor einer harten Landung die Aktienkurse belasten. Die politischen Aktionen müssen als mögliche Störfaktoren im Auge behalten werden, doch der weitere Börsenverlauf wird nicht von der Politik, sondern von der Konjunktur entschieden. Auch wenn die US-Wirtschaft bis Ende des Jahres eine Rezession vermeiden sollte, so dominieren in den Sommermonaten die Abwärtsrisiken. Erst wenn die zyklischen Frühindikatoren nach oben drehen, wird sich die Stimmung an den Aktienmärkten wieder deutlich aufhellen.
     
    (Gastbeitrag von Philipp Bärtschi, Chefstratege bei der Bank Sarasin & Cie AG)



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    Philipp Bärtschi
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    Verfasst von 2Philipp Bärtschi
    Abwärtsrisiken dominieren Gewinne werden in eine Wachstumsverlangsamung fallen Die Erwartungen an den EU-Gipfel von letzter Woche waren sehr gering. Dies erklärt auch, warum bereits wenig konkrete Absichtserklärungen der Regierungsvertreter zu einer Euphorie an den Finanzmärkten geführt haben.

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