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    Solarkrise  2649  0 Kommentare Centrotherm - Vom Branchenprimus in die Insolvenz

    Mit Centrotherm ging am Mittwoch der Star und einstige Primus der deutschen Solaranlagenbauer in die Insolvenz. Das Erschreckende daran: Es interessiert eigentlich keinen mehr so richtig. Seit Q-Cells, der einst größte Solarzellenhersteller der Welt, das gleiche Schicksal ereilt hatte, ist die Öffentlichkeit auf Schreckensmeldungen dieser Art vorbereitet. Das ist falsch: Nicht nur können und sollten Privatanleger Lehren aus dem Desaster ziehen, auch das Verhalten des Managements darf man durchaus mal kritisch hinterfragen, finde ich.

    Beim Börsengang im Oktober 2007, also vor nicht einmal fünf Jahren, flossen 161 Millionen Euro in die Kassen von Centrotherm. 2008 wurden netto 34,6 Millionen Euro verdient, 2009 28,5 Millionen Euro und im Rekordjahr 2010 sogar 51,1 Millionen Euro bei Rekordumsätzen von 624 Millionen Euro. Zwischenzeitlich gab es im November 2008 eine zusätzliche Kapitalerhöhung, wo Centrotherm weitere 18,8 Millionen Euro zugeflossen sind.

    Liest sich toll, aber genau genommen, konnten Centrotherm-Aktionäre der ersten Stunde egal ob vor oder nach den Rekordzahlen in 2010 nie wirklich Geld mit der Aktie verdienen, es sei denn sie hatten eine glückliche Hand beim kurzfristigen Trading. Selbst die kurzfristigen, lokalen Hochs im April 2011 bei gut 40 Euro lagen gerade mal 20 Prozent oberhalb des Ausgabepreises von 34,50 Euro.

    Trotz Solarboom, trotz der Tatsache, dass Centrotherm - zumindest vordergründig - zu den erfolgreichsten Firmen des Sektors zählte und trotz der phasenweise hohen Bewertungskennziffern, die der Markt dem Papier zubilligte.

    Eine - nicht ganz neue - Lehre, die Anleger daraus ziehen können, ist: Meiden Sie bei Investments in Boombranchen Nachzügler, die erst Mitten in einem laufenden Branchenboom an den Markt kommen (und das sind die meisten). Hintergrund: Die betreffenden Firmen und deren Emissions-Banken können in Boomphasen sehr hohe Bewertungen am Markt durchdrücken, so dass der IPO-Preis meist bereits sehr hoch ist. Das weitere Kurspotenzial ist dann stark begrenzt, sogar wenn es operativ gut läuft.

    Centrotherm bezahlt einen hohen
    Preis für die erzielten Gewinne


    Jeder, der die operative Entwicklung von Centrotherm auch nur oberflächlich betrachtet, muss eigentlich stutzig werden:

    Wie kann es sein, dass ein Unternehmen, das sich durch den Börsengang viel Geld für die Expansion geholt hat und in den folgenden Jahren hohe Gewinne mit steigender Tendenz erzielt hat, nur gut 18 Monate nach der Veröffentlichung von Rekordgewinnen insolvent ist?

    Natürlich konnte man den quasi kompletten Zusammenbruch der Nachfrage so nicht vorausahnen. Dass aber früher oder später härtere Zeiten durch den Konkurrenzdruck in der Branche kommen würden, war alles andere als eine Überraschung.

    Und dass die explosionsartige Steigerung der Produktionskapazitäten bei der Herstellung von Solarmodulen - vor allem durch die aggressive chinesische Wachstumsstrategie - sich nicht in dieser Form fortsetzen konnte, sagt einem auch der gesunde Menschenverstand.

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    Armin Brack M.A.
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    Armin Brack ist seit über 20 Jahren an der Börse erfolgreich. Seit 2003 gibt er Börsenmagazine heraus, damit auch andere von seiner Leidenschaft für Aktien profitieren. Zum Beispiel in dem sie seine Musterdepots ganz einfach nachbilden. Armin Brack ist Chefredakteur der "Gewinner-Aktien" und Redakteur bei "TraderMacher Depot". Zusätzlich schreibt er auch den Aktien-Report, einen der größten kostenlosen Börsenbriefe Deutschlands. TIPP: Jetzt meine Geldanlage-Tipps 100% gratis sichern (+Geschenk): www.aktien-report.de
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    Verfasst von Armin Brack M.A.
    Solarkrise Centrotherm - Vom Branchenprimus in die Insolvenz Mit Centrotherm ging am Mittwoch der Star und einstige Primus der deutschen Solaranlagenbauer in die Insolvenz. Das Erschreckende daran: Es interessiert eigentlich keinen mehr so richtig. Seit Q-Cells, der einst größte Solarzellenhersteller der …