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     998  0 Kommentare „Es tut sich was in Europa“

    Reinhold Knaus, Ökonom und Portfoliomanager bei der BNP, blickt positiv auf 2013: „Der Nebel lichtet sich.“

    „Wir sind momentan in einer brenzligen Situation“, sagt Reinhold Knaus, Senior Economist und Portfoliomanager bei BNP Paribas. Der Industriesektor schrumpfe derzeit so stark wie während der milden Rezession 2001/2002. Die Weltwirtschaft zeige sich extrem anfällig für Schocks. Allein die expansive Geldpolitik der Zentralbanken rund um den Globus stelle ein Gegengewicht dar. „An allen Ecken und Enden ist ein Krisenherd auszumachen“, so Knaus gegenüber FundResearch. Aber an den Märkten sehe es eigentlich ganz gut aus, räumt er ein. Die Performances verschiedener Assetklassen im laufenden Jahr könnten sich durchaus sehen lassen: Globale Aktien steigerten ihren Wert durchschnittlich um 11,09 Prozent (Stand: 30. November 2012). Auch europäische Aktien verzeichneten Gewinne von 10,33 Prozent. Staatsanleihen kommen im weltweiten Durchschnitt auf ein Plus von 10,17 Prozent. Wo ist also die Krise? Für Knaus stellt die derzeitige Situation eine Art Scheideweg dar: „Jetzt muss durchgestartet werden, sonst geht es abwärts.“ Die systemischen Risiken, die vom Finanzsektor ausgehen, seien geringer geworden. Ähnlich wie bei einem Flugzeug, bei dem unterhalb einer bestimmten Geschwindigkeit kein stabiler Flugzustand und damit keine Kontrolle mehr vorhanden sei – die sogenannte Stall Speed – müsse jetzt auch die Wirtschaft Gas geben. „Wir können aus dieser Stall Speed heraus wieder Wachstum aufnehmen“, gibt sich der Ökonom überzeugt.

    Performance verschiedener Assetklassen in 2012 (Stand: 30. November 2012)

    Quelle: Bloomberg & BNP Paribas

    Insbesondere bei Investitionen herrsche hoher Nachholbedarf. Diese seien derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau unterhalb des langfristigen Durchschnitts. „Ein zumindest temporärer Wachstumsimpuls ist daher möglich“, so Knaus. Dieser könnte aus den Schwellenländern kommen. Da die Emerging Markets im Sommer dieses Jahres aber ebenfalls Probleme gehabt hätten, müsse auch dort ein Umdenken stattfinden: „Diese Staaten müssen sich vom exportgetriebenen zum binnenwirtschaftlichen Wachstumsmodell verändern.“ In China erkennt der BNP-Experte erste positive Impulse. Durch den politischen Machtwechsel und den Umbau des Wachstumsmodells – eine Reaktion auf das schwächere Wirtschaftswachstum 2012 – zeigt er sich optimistisch, dass es 2013 wieder zu höherem Wachstum komme. „Insgesamt zeigen die Emerging Markets eine stabile Wachstumsstory.“ Ein viel größeres Problem für die Weltwirtschaft sei das drohende Fiscal Cliff in den USA. Zwar werde es schwer für Demokraten und Republikaner, einen Kompromiss zu finden. Doch er ist sich sicher, dass das Fiscal Cliff umschifft werde. Derzeit laste es aber noch auf Konsum- und Investitionsentscheidungen.

    Wachstum der Emerging Markets 2012: Synchron mit Eurozone

    Quelle: Bloomberg, Datastream & BNP Paribas

    Mit Blick auf Europa sieht Knaus viele Ansatzpunkte, um aus der Krise herauszukommen. Er präferiert den isolierten Schuldenschnitt für Griechenland. Dieser unterstreiche den politischen Willen, die Eurozone zusammenhalten zu wollen. Es sei Zeit „gekauft“ worden und diese müsse genutzt werden, um die institutionellen Reformen in Europa voranzutreiben. Zudem sollten Schutzmechanismen ausgebaut werden. Der EZB komme die Aufgabe zu, eine Eskalation der Schuldenkrise verhindern. Europa sei inzwischen besser einzuschätzen: „Wir haben in der EU jetzt ein ganzes Jahr lang überlebt und können das Handeln der Akteure besser einschätzen als vergangenes Jahr.“ Eine Prognose für 2013 sei dadurch zwar generell nicht einfacher geworden. „Aber sie ist einfacher als es für 2012 war.“ Vor einem Jahr fuhr man in eine Nebelwand hinein und wusste nicht, was passiert, stellt Knaus die Situation dar. „Für 2013 lichtet sich der Nebel etwas.“ Denn es gebe auch durchaus gute Nachrichten: „Die deutschen Handelsüberschüsse mit der Eurozone sinken, die mit dem Rest der Welt steigen gleichzeitig an“, so der Ökonom. Durch den Abbau dieses Ungleichgewichts helfe Deutschland der Eurozone. Denn über Lieferverflechtungen profitiere der Rest Europas von der guten Positionierung des deutschen Exportsektors. Die Peripherieländer machten zudem deutliche Fortschritte bei der Wiederherstellung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. „Wenn das so weitergeht, kann die Eurozone im Frühjahr 2013 auf den Wachstumspfad zurückkehren“, glaubt Knaus.

    Deutscher Handelsüberschuss mit Eurozone nimmt ab

    Quelle: Deutsche Bundesbank & BNP Paribas

    (PD)




    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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