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    Smart Investor Weekly 7/2013  1615  0 Kommentare "Alter Fuchs liebt Ketchup"

    Kauflaune in Omaha
    Es war die Meldung der vergangenen Woche: Warren Buffetts Investmentfirma Berkshire Hathaway will zusammen mit dem Private-Equity-Haus 3G Capital den traditionsreichen Lebensmittelkonzern H.J. Heinz (WKN 851 291) übernehmen. Dabei ist den beiden potenziellen neuen Eigentümern das vor allem für sein Ketchup bekannte Unternehmen rund 23 Mrd. USD wert. Der Übernahme liegt eine Bewertung zum zweifachen Jahresumsatz und dem etwa zwanzigfachen des für das Geschäftsjahr 2012/13 erwarteten Gewinns zu Grunde. Nach einem echten Value-Geheimtip klingt dies zugegeben nicht. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis von stolzen 8(!) dürfte echten Value-Anlegern schlaflose Nächte bereiten, zumal in der Heinz-Bilanz noch über 3 Mrd. USD an Goodwill – also immateriellen Firmenwerten – schlummern. Doch warum kauft sich der alte Fuchs Buffett dann hier ein?

    Auch wenn Buffett vermutlich so gut wie niemand sonst weiß, dass bei einem Investment ein wesentlicher Teil des Gewinns bereits im günstigen Einkauf liegt, so ist er doch kein Verfechter eines beinharten Value-Paradigmas. Für ihn sind die kontinuierliche Weiterentwicklung eines Unternehmens, ein hoher Bekanntheitsgrad sowie stetige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn von ebenso hoher Wichtigkeit. Buffett liebt Konzerne, die über Markt- und Preissetzungsmacht verfügen. Vor diesem Hintergrund ist auch der Heinz-Kauf zu verstehen. Die Marke „Heinz“ kennt nicht nur in den USA jedes Kind. Mit Genugtuung verweist zudem Konzernchef William R. Johnson auf den seit inzwischen 30 Quartalen anhaltenden Wachstumskurs des Ketchup-Herstellers. Mit einer Nettomarge von in diesem Jahr voraussichtlich ca. 10% zählt Heinz zu den profitabelsten Nahrungsmittelkonzernen. All dies sind Argumente, die aus Sicht von Buffett für ein solches Investment sprechen.

    Eher Antizykliker als dogmatischer Value-Verfechter
    „Price is what you pay, value is what you get“ („Preis ist, was man bezahlt, Wert ist, was man bekommt.“) ist ein Motto, das Warren Buffett geradezu schlafwandlerisch beherzigt. Seine finanzielle Stärke gepaart mit über einem halben Jahrhundert Börsenerfahrung erlaubt es ihm, nicht gleich bei jeder Kursbewegung in Aktionismus zu verfallen. Stattdessen baut er seine Positionen wie Wal-Mart, IBM oder Wells Fargo über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf. Im Falle von IBM – die sich auch im Smart Investor Musterdepot befinden – erfolgte der Einstieg vor knapp zwei Jahren. Aus ursprünglich 4,5 Mio. Aktien wurden bis zum Ende 2012 rund 68,1 Mio. Anteile. Dabei ist Buffett auch bereit umzudenken und seine Meinung über ein Unternehmen und dessen Aktien wenn nötig zu ändern. So bewegte ihn erst IBMs Wandel vom Hardware-Hersteller zu einem global aufgestellten IT- und Service-Konzern zum Kauf weiterer großer Aktienpakete. Schocks, wie Lehman-Pleite und die dadurch beschleunigte Finanzkrise 2008 nutzt das „Orakel aus Omaha“ auf seine Weise. Als sich Finanztitel im freien Fall befanden, stockte Buffett seine Position an der US-Großbank Wells Fargo deutlich auf. Mit dieser Strategie und seiner Weitsicht wurde er zum erfolgreichsten Aktienanleger und zu einem klaren Verfechter eines antizyklischen Investmentansatzes. Wenn die Schere zwischen Börsenkurs und Unternehmenswert zu groß wird, schlägt schließlich die Stunde von Buffetts Value-Gen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Einzelhandels-Discounter Wal-Mart. Als sich dessen Notiz zwischen 2002 und 2011 unter Schwankungen lediglich seitwärts bewegte, gleichzeitig aber der Gewinn je Aktie um das Doppelte anwuchs, witterte Buffett ein gutes Geschäft. Am Ende sollte die Wall-Street-Legende auch mit dieser Einschätzung wieder einmal Recht behalten.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 7/2013 "Alter Fuchs liebt Ketchup" Oder: Warum Warren Buffett jetzt auch noch zum Ketchup-König wird