Wahlen Italien
Schicksalswahl - Finanzmärkte in Sorge
FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit Spannung blicken die Anleger nach Italien: Das hoch verschuldete Land wählt ein neues Parlament. Trotz der Ungewissheit über den Ausgang der zweitägigen Abstimmung startete der deutsche Aktienmarkt am Montag mit einem kräftigen Plus. Am Anleihemarkt machte sich hingegen Nervosität bemerkbar. Das Euro-Krisenland musste bei der Platzierung von Staatsanleihen teilweise höhere Zinsen zahlen. Am Aktienmarkt sorgten gute Vorgaben von der Wall Street und aus Asien dafür, dass der Dax bis zum Mittag kräftig um 2 Prozent auf mehr als 7800 Punkte stieg.
Die italienischen Wahllokale schließen um 15 Uhr. Mit ersten Ergebnissen ist am späten Montagnachmittag zu rechnen. 'Je deutlicher sich eine stabile Mitte-Links-Regierung abzeichnet, umso mehr sollten Aktien profitieren und Bundesanleihen verlieren', erklärte Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Vom Mitte-Links-Bündnis unter Führung von Pier Luigi Bersani wird eine Fortsetzung des Reform- und Sparkurses in der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft erwartet.
GROSSE UNGEWISSHEIT
'Triumphieren hingegen Berlusconi und seine Verbündeten, könnte der Euro angesichts teurer Wahlversprechen ins Wanken geraten', erklärten Finanzmarktexperten des Bankhauses Metzler. Der umstrittene Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte im Wahlkampf unter anderem Steuersenkungen im großen Stil angekündigt.
Bei einem Sieg des Mitte-Rechts-Bündnis unter Berlusconis Führung werden Kursstürze an den Aktienmärkten und ein Wiederaufflammen der Euro-Staatsschuldenkrise befürchtet. Italien müsste voraussichtlich höhere Zinsen zahlen, um sich am Anleihemarkt frisches Geld zu besorgen. 'Die italienische Parlamentswahl ist der mit Abstand dominanteste Impuls für die Bondmärkte auf Sicht mehrerer Wochen', erklärte Unicredit . Setze sich das Bündnis unter Führung von Bersani durch - möglicherweise in einer Koalition mit dem scheidenden Ministerpräsidenten Mario Monti - dürften die Renditen italienischer Anleihen und anderer Euro-Krisenländer sinken.
Lesen Sie auch
EURO LEGT ZU
Die Helaba geht davon aus, dass 'das Schreckgespenst der Finanzmärkte', Ex-Premier Berlusconi, eine Mehrheit verfehlen wird. Dennoch sei unklar, ob eine handlungsfähige Regierung gebildet werden könne, die den Reformkurs des Euro-Krisenlandes vorantreibe.
Der Euro legte am Montag zu. Die Gemeinschaftswährung stieg auf bis zu 1,3274 US-Dollar. Das war fast ein Cent mehr als zum Wochenausklang./mar/DP/bgf