Europäische Aktien
Zypern erhitzt Anleger nicht
Das hatten sich viele Schwarzmaler ganz anders vorgestellt: Die Euro-Krise kehrt zurück, aber der Crash an den Börsen bleibt aus. Gewiss: Aktien von Banken und Versicherungen waren am Montag und Dienstag etwas unter Druck, was DAX und Euro Stoxx 50 belastete. Aber Tagesverluste mit einer Null vor dem Komma gehen beim besten Willen nicht als Index-Crash durch. Für Indizes ohne Finanztitel wie den TecDAX war Zypern gar ein Nicht-Ereignis.
Gleichwohl wäre die Behauptung übertrieben, die Rückkehr der Euro-Krise würde niemanden interessieren. Kanzlerin Angela Merkel höchstselbst sah sich genötigt, ihre im Herbst 2008 gegebene „Garantie" für deutsche Spareinlagen zu erneuern. Das kostet sie nichts, weil die „Garantie" im Ernstfall von niemandem eingefordert werden kann, nützt aber ihrem Image als Bewahrerin deutscher Interessen ungemein.
Doch zielt diese Maßnahme auf die deutschen Wähler, nicht die Anleger. Und Letztere verhielten sich erstaunlich gelassen. Offenbar bewegen sie derzeit andere Phänomene wie das Niedrigzinsumfeld oder die Liquiditätsflut der Notenbanken stärker als das Schicksal der Mittelmeerinsel, die ökonomisch etwa die Bedeutung des Saarlands hat.
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Kurzfristig halten wir die Coolness der Anleger für angemessen. Auf lange Sicht könnte sie indes nach hinten losgehen. Wenn Panik ausbleibt, könnte die Teilenteignung von Bankkunden bald Modell stehen für „Rettungsaktionen" im größeren Stil. Der „Fall Zypern" dürfte zudem auch dem letzten Zweifler klarmachen, dass Europas Politiker jederzeit und jeden abkassieren und dabei die Regeln nach Lust und Laune immer wieder neu festlegen werden. Bezeichnenderweise besserten sie ihren erst am Samstag gefassten Beschluss am Montagabend per Telefonkonferenz schon wieder nach. Wo aber keine Rechtssicherheit herrscht, kann Vertrauen nur schwer zurückkehren.